magdas HOTEL Prater: Hotelgäste können Hausfassade künftig selbst mitgestalten

Ein ehemaliges Pflegehaus der Caritas – das Josef Macho Haus – in Wien Leopoldstadt wird derzeit zu einem Hotel umgebaut. „Flüchtlinge und Profis aus der Hotellerie werden das Hotel mit sozialem Mehrwert ab Februar  2015 gemeinsam führen“, sagt magdas-Geschäftsführer Clemens Foschi. „Wir wollen in einem Upcycling-Prozess einen lebendigen, zeitgemäßen Begegnungsort für Flüchtlinge, Student_innen und Tourist_innen aus aller Welt schaffen. Das politische Statement, das damit einhergeht, ist klar: Wer legal in Österreich lebt, sollte auch legal hier arbeiten dürfen. Wir freuen uns sehr, dass wir für dieses wichtige Projekt einen so tollen Partner wie die Akademie der bildenden Künste Wien gewinnen konnten. Gemeinsam wollen wir in Österreichs Tourismus-Branche einen neuen Maßstab in puncto Weltoffenheit und Begegnung setzen.“ Vizerektorin Andrea B. Braidt begrüßt die Kooperation ebenso und  sieht diese als wichtigen Auftrag: „Diese Kooperation ist ein eindrückliches Beispiel für das gesellschaftspolitische Engagement, das wir als Akademie umsetzen. Die unmittelbare Nachbarschaft von magdas Hotel zu unseren Bildhauerateliers ist willkommener Anlass, ein engagiertes Zeichen gegen die restriktive Asyl- und Einwanderungsgesetzgebung zu setzen, die leider auch unsere Studierenden, die aus so genannten "Drittstaaten" kommen, trifft.“

Das erste Ergebnis dieser Kooperation liegt nun bereits vor. Für die Adaptierung der Fassadengestaltung wurde ein eigener Wettbewerb ausgeschrieben. Studierende und Alumni aller Klassen und Institute der Akademie konnten sich mit Gestaltungsvorschlägen für die Hotelfassade einbringen. Nach einer zweistufigen Jurybeurteilung wurde das Projekt von Christian Gattringer und Marc Werner mit dem Titel Did you see where I put my money? zum Wettbewerbsgewinner bestimmt. Das künstlerisch innovative Projekt hebt sich durch die partizipatorische Idee der aktiven Teilhabe von Hotelgästen an der Fassadengestaltung hervor.

Christan Gattinger und Marc Werner zu ihrem Konzept:  „Anstatt die soziale Funktion des Caritas-Projekts bloß zu repräsentieren, wird der für die Fassade zur Verfügung gestellte Geldbetrag in einen wertbeständigen Rohstoff, Kupfer, investiert. Hotelgäste und alle, die das Projekt unterstützen wollen, können das Kupfer in Form von kleinen quadratischen Paneelen erwerben und an den Brüstungen der Balkone montieren. Nach einem etwaigen Ende des Projekts könnten Fassadenteile wieder veräußert und damit erneut einem sozialen Zweck zugeführt werden.“

 „Das Besondere an dem Entwurf ist, dass Teile der Fassade theoretisch jederzeit wieder in eine monetäre Spende umgewandelt werden können“, sagt Andrea Braidt und Jury-Mitglied Sabine Dreher begründet die Entscheidung so: „Die Fassadengestaltung der Preisträger ist eine intelligente und formal bestechende Reaktion auf die soziale und kulturelle Dimension von magdas Hotel. Durch den Einsatz des wiederverwertbaren Materials Kupfer als "Fassadenschmuck" wird nicht nur symbolisch der Wert der Investition gesichert. Die sich mit der Anzahl der Gäste erweiternde Außengestaltung mit Kupferfliesen spiegelt auch den Charakter des Projektes wieder, das nicht nur ein soziales Unternehmen ist, sondern darüber hinaus als soziale Skulptur einen entsprechenden Mehrwert generiert.“


Weitere Kooperationen geplant
Für die kommenden Monate sind weitere Kooperationen zwischen magdas (der Social-Business-Tochter der Caritas) und der Akademie der bildenden Künste Wien geplant. „Wir sind sehr froh darüber, dieses Hotel-Projekt unterstützen zu können – etwa indem wir uns noch bei der Hotelzimmergestaltung beteiligen. Außerdem ist ein Artist-in-Residence Programm geplant und es sollen auch Workshops für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge umgesetzt werden“, betont Andrea Braidt abschließend.

Weitere Informationen: www.magdas-hotel.at 
www.facebook.com/magdasHOTEL 
    

Christian Gattringer, 1982 geboren in Linz, lebt und arbeitet in Wien. Studium Architektur an der technischen Universität Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien, 2012 Abschluss bei Prof. Wolfgang Tschapeller. Seit 2013 Mitarbeiter bei Wolfgang Tschapeller ZT.

Marc Werner, 1982 geboren in Ulm, Deutschland, lebt und arbeitet in Wien. Studium Architektur an der technischen Universität München und der Akademie der bildenden Künste Wien. Gewinner des Pfann-Ohmann-Stiftungspreis-Gruppe 2010 und Carl Appel Preis 2011. 2012 Abschluss mit Auszeichnung bei Prof. Nasrine Seraji und Wolfgang Tschapeller. Von 2012 – 2014 Mitarbeiter bei Döllmann Design + Architektur ZT, seit September 2014 bei Wolfgang Tschapeller ZT.

PreisträgerInnen der ersten Wettbewerbsstufe (Preis für nicht realisierte Konzepte):
Stefania Strouza / Projekt „XENIA“
Ahu Dural / Projekt „Shapes of History“
Baptiste El Baz / Projekt „So verwischen sich die Koordinaten von Nähe und Ferne“
Eric Kläring / Projekt „Geländer“


Pressefoto-Download: www.akbild.ac.at/presse
Siegerprojekt:   Did you see where I put my money?
Konzeptionierung: Christian Gattringer und Marc Werner
Realisierung:   Februar 2015
Wettbewerbsjury:  Andrea B. Braidt, Vizerektorin für Kunst und Forschung, Akademie der bildenden Künste Wien, Monica Bonvicini, Julian Göthe, Mona Hahn, Heimo Zobernig, Professor_innen der Akademie der bildenden Künste Wien; Clemens Foschi, Michael Kleinbichler, magdas; Gerhard Höllmüller, Johanna Aufner, AWG Architektur und Sabine Dreher, Liquid Frontiers