Caritas zieht Bilanz zur parlamentarischen Enquete "Würde am Ende des Lebens"

„Menschen sollen an der Hand eines anderen Menschen sterben und nicht durch die Hand eines anderen Menschen – dieses gemeinsame Bekenntnis im Nationalrat im Dezember 2001 war ein wichtiger und richtiger Schritt und Österreich ist dabei im verantwortungsvollen Miteinander einen guten Weg gegangen“, zieht Alexander Bodmann, Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien Bilanz. Doch mehr als 13 Jahre später ist der Handlungsbedarf so groß wie nie zuvor und der Bereich Hospiz und Palliativmedizin steht vor großen Herausforderungen: Fast eineinhalb Millionen Menschen in Österreich sind heute bereits über 65 Jahre als und knapp 80.000 Menschen sterben jedes Jahr  „Die Hospiz- und Palliativversorgung ist weder im österreichischen Sozialsystem noch in der Gesundheitsversorgung sicher gelandet. Sie schwebt noch in der Luft und wartet sozusagen auf Landeerlaubnis“.

 „Immer noch bleibt die Politik die Erreichung jener Ziele schuldig, die sich selbst gesteckt hat. Menschen werden am Ende ihres Lebens noch immer vielfach im Stich gelassen – Kinder die von lebenslänglichen Krankheiten betroffen sind ebenso wie ältere Menschen und die Hospiz- und Palliativversorgung noch für längst nicht für alle Menschen erreichbar. Es ist gut, dass es diese Enquete gibt. Aber nun braucht es eine Landeerlaubnis, denn jeder Sterbender ist ein Lebender – bis zwar zuletzt“, fordert Bodmann. Anlässlich der Enquete "Würde am Ende des Lebens" am 23. Jänner im Österreichischen Parlament erneuert die Caritas die Forderung nach der bundesweit flächen- und bedarfsdeckenden Umsetzung der Hospiz und Palliativversorgung. „Das Ping-Pong-Spiel zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherungsträgern am Rücken sterbender Menschen muss ein Ende haben! Die BürgerInnen dieses Landes sollen einen Rechtsanspruch auf Betreuung durch Hospiz- und Palliativeinrichtungen haben – verankert in einer gemeinsamen Finanzierung von Bund, Ländern und Sozialversicherungen.“

Recht auf mobile und stationäre Hospiz- und Palliativversorung
Konkret muss das Recht auf multiprofessionelle mobile und stationäre Hospiz- und Palliativversorgung für versicherte Personen mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden und weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) verankert werden. „Heute handeln Sozialversicherungsträger nach dem Florianiprinzip und kürzen zum Teil sogar bestehende Leistungen im Palliativbereich. Das ASVG hat als Zielgerade die Heilung – hier müssen wir nachziehen“, fordert Bodmann.

Zweckwidmung des Hospizbereichs

Eine weitere Forderung  betrifft  die  mobilen Hospizteams.  Hier braucht es eine systematische und flächendeckende Finanzierung. „Es war eine gute Idee, in den Pflegefonds auch den Hospizbereich aufzunehmen. Bisher scheint aber nicht viel angekommen zu sein. Es braucht daher ausschließlich für den Hospizbereich zweckgewidmete Mittel.  Denn, jeder und jede, egal in welchem Bundesland er oder sie beheimatet ist, muss am Ende des Lebens auf gleichwertige und zuverlässige Hospizangebote zurückgreifen können“.

Steuerungskommission für Hospiz- und Palliativbereich
Die Caritas vermisst eine Gesamtsteuerung und Gesamtverantwortung im Hospiz- und Palliativbereich. Dies könnte durch die neueingerichteten Bundes- sowie der Landeszielsteuerungskommission gewährleistet werden.

„Anzahl der Hospizbetten muss verdoppelt werden“

Konkret kritisiert die Caritas, dass es in Österreich bis heute weder genug Palliativbetten, noch eine ausreichende Zahl an Betten im Hospizbereich gibt. Auch die Zahl der mobilen Dienste hat noch immer nicht jenes Niveau erreicht, das erforderlich wäre. „Und während es in Deutschland heute knapp 200 stationäre Hospize gibt, gibt es in Österreich lediglich zwei Hospizhäuser und sieben Hospizstationen in Pflegeheimen“, so Bodmann „Die Anzahl der Hospizbetten in Österreich muss verdoppelt werden! Die Nachfrage nach einer Begleitung am Ende des Lebens übersteigt das Angebot bei weitem. Wir heilen gebrochene Arme, geben unser Bestes, um den Krebs zu besiegen, aber im Tod und im Sterben lassen wir die Menschen alleine. Das ist nichts, worauf man stolz sein kann.“

Seit 25 Jahren an der Seite sterbender Menschen

Die Caritas der Erzdiözese Wien ist seit 25 Jahren im Bereich mobiles Hospiz tätig. In dieser Zeit wurden knapp 22.000 Menschen kostenlos vor allem von ÄrztInnen, Pflegepersonen und freiwilligen MitarbeiterInnen Zuhause betreut. Allein im Vorjahr begleiteten 278 MitarbeiterInnen – 221 davon freiwillig und 57 hauptamtlich – 2041 Menschen auf dem letzten Lebensweg. Ohne den Einsatz so vieler Freiwilliger und ohne die Unterstützung durch SpenderInnen wäre diese Arbeit nicht möglich.

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Kennwort: Caritas Mobiles Hospiz