GewinnerInnen des Leopold-Ungar-Preises

Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis 2015 von Caritas und Raiffeisen vergeben

Duygu Özkan (Die Presse), Monika Kalcsics (Ö1), Mirjam Unger (ORF) und Simon Hadler (orf.at) für sozial engagierten Journalismus ausgezeichnet

 

Donnerstagabend wurden in Wien zum zwölften Mal JournalistInnen mit dem Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis ausgezeichnet. Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes von Prälat Leopold Ungar von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben wird, ist mit 20.000 Euro der höchstdotierte JournalistInnenpreis Österreichs. Duygu Özkan wurde dieses Jahr für drei Ihrer Beiträge in der „Presse am Sonntag“ in der Kategorie Print ausgezeichnet. Preisträgerin in der Kategorie TV ist Mirjam Unger für „Armut ist kein Kinderspiel“ in der ORF Sendereihe „Am Schauplatz“. In der Kategorie Hörfunk überzeugte Monika Kalcsics mit einem Ö1 Hörbild. In der Kategorie Online wurde heuer der Hauptpreis an Simon Hadler für seine Faktenchecks vergeben. Mit dem Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis werden herausragende journalistische Leistungen prämiert, die Toleranz und Verständnis im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen fördern und sich mit sozialpolitischen Themen wie Armut, Obdachlosigkeit, Migration, Flucht, Alter, Krankheit oder Diskriminierung auseinander setzen.

 

„Gerade in fordernden Zeiten wie diesen wird deutlich: Qualitätsjournalismus, der einordnet, abwägt und ausgewogen informiert, bedeutet eine wesentliche demokratiepolitische Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft“, so Caritas Präsident Michael Landau. „Die PreisträgerInnen stehen für Fragen ein, die keinen Aufschub dulden: Dort, wo es um Flucht, um Hunger und um soziale Ausgrenzung geht – wo Menschen Zukunft und manchmal Gegenwart verweigert wird. Häufig geht es  um Armut, um Obdachlosigkeit und Pflegebedürftigkeit.  Immer geht es um ganz konkreten Menschen – Menschen mit ihren Nöten, Sehnsüchten, Hoffnungen. Die PreisträgerInnen geben diesen Menschen ein Gesicht und eine Stimme. Und es sind Gesichter und Stimmen, die man nicht leugnen kann.“

 

Raiffeisen NÖ-Wien Direktorin Veronika Haslinger unterstrich anlässlich der Verleihung die besondere Bedeutung dieses "Preises für JournalistInnen mit Rückgrat". Gerade angesichts der politischen und humanitären Katastrophe, die sich derzeit vor unser aller Augen abspiele, sei es immens wichtig, dass Medienvertreter über die Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven berichten und dies mit sehr großer Verantwortung und Achtsamkeit tun. "Engagierte und verantwortungsvolle Journalistinnen und Journalisten leisten in einer Demokratie unverzichtbare Beiträge zur öffentlichen Meinungsbildung“, so Haslinger. Die heurigen Preisträger sollten daher Maßstab für möglichst viele ihrer Kolleginnen und Kollegen sein. Haslinger dankte Präsident Landau für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Caritas und Raiffeisen, die von der Flüchtlingsunterstützung über Gruft, Hospizbereich, Nachtstreetwork bis  hin zu Mutter-Kind-Häusern reicht. 

 

Die PreisträgerInnen des Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreises 2015

Duygu Özkan überzeugte in der Kategorie Print mit ihren Beiträgen „Aus dem Krieg: Chronik zweier Fluchtwege“, „Für ein paar tausend Lira“ sowie „Stacheldraht gegen den Traum von Europa“. Die Journalistin trägt mit ihren Reportagen, Berichten und Interviews in der Tageszeitung „Die Presse“ in besonderer Weise zur Aufklärung bei, nicht erst seit heuer, weshalb sie sich durch hohe Sachkenntnis auszeichnet und im Vorjahr in derselben Kategorie auch lobend erwähnt wurde. Sie nennt die Dinge beim Namen, beschönigt nichts, stemmt sich aber auch gegen Vorurteile und das sich breit machende Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Özkan erzählt packend, etwa, wenn Sie Fluchtwege aus dem Nahen Osten nach Österreich nachzeichnet. Sie nimmt sich aber auch der Themen abseits der Hauptrouten an, die anderen zu schrecklich sind, um genau hinzuschauen, wie sie in ihrem erschütternden Feature über syrische Frauen, die in ihrer Heimat, aber auch auf der Flucht Gefahr laufen, in die Fänge von Menschenhändlern zu fallen und in der Sklaverei, Zwangsehen oder der Prostitution zu landen. Duygu Özkan ist eine überaus würdige Preisträgerin, die dem Prälat-Leopold-Ungar-Preis alle Ehre macht.

 

Mirjam Unger wurde für ihren Beitrag „Armut ist kein Kinderspiel“ in der ORF-Sendereihe „Am Schauplatz“ von Jury in der Kategorie TV mit dem Hauptpreis gewürdigt: Mitten in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, leben 300.000 Kinder und Jugendliche unter der Armutsgrenze. Mirjam Unger hat die Geschichten hinter diesen Zahlen erzählt und beeindruckende junge Menschen getroffen. Wie leben sie mit den Geldsorgen der Eltern, den unbezahlten Rechnungen, dem Kampf ums tägliche Essen und der drohenden Delogierung? Wie gehen sie damit um, kein Geld für Partys, Fußballschuhe oder neues Gewand zu haben? Das Besondere an dieser 47-Minuten-Dokumentation: Mirjam Unger hat nicht über diese Kinder und Jugendlichen erzählt, sie hat sich auf ihre Augenhöhe begeben. Und ist auf starke Mädchen und Burschen getroffen, die ihren schwierigen Start ins Leben erhobenen Hauptes und oft auch mit Humor bewältigen.

 

Monika Kalcsics wurde in der Kategorie Hörfunk für ihren Beitrag „Zaatari. Gebrauchsanleitung eines Flüchtlingslagers" von der Jury einstimmig ausgewählt. Ihr Feature in der Ö1-Reihe „Hörbilder“ schildert das Leben in einer der größten Siedlungen Jordaniens, in der bis vor kurzem 120.000 Menschen lebten. Eine Woche lang hat Monika Kalcsics den damaligen Lagerleiter Kilian Kleinschmidt, heute Berater der österreichischen Bundesregierung, und seine Helfer begleitet. Und sie hat vor allem mit den Flüchtlingen selbst gesprochen, Frauen und Männern, die versuchen, ihr Leben zu organisieren, während ihre nahe Heimat zugrunde gerichtet wird. Einmal mehr zeigt Kalcsics, dass sie viel Wert auf umfassende und zeitintensive Recherche legt. „Zaatari. Gebrauchsanleitung eines Flüchtlingslagers“ wurde heuer bereits beim New York Festival im Bereich Information/Dokumentation als Bronze Radio Winner ausgezeichnet.

 

In der Kategorie Online wurde heuer der Hauptpreis an Simon Hadler für „Faktencheck: Facebook-Mythen und Asylrealität“ und „Die Mindestsicherung als ‚Hängematte‘“ verliehen. Hadler widmet sich den Themen in sachlichem Ton, ausführlich und mit wasserdichter Verständlichkeit. Er nutzt den Umstand, dass Onlinemedien nicht unter den geldbedingten Platzbeschränkungen gedruckter Zeitungen leiden. Der ORF-Online-Journalist Simon Hadler hält Desinformationen minutiöse Recherche der Fakten und Expertenstatements entgegen.

 

Anerkennungspreise wurden heuer in der Kategorie Print an Julia Schnizlein-Riedler (vormals „profil“, jetzt „News“), Yilmaz Gülüm („News“) sowie Fritz Schaap („DATUM. Seiten der Zeit“) vergeben. In der Kategorie TV wurde Eva-Maria Hinterwirth (ORF) mit einem Sonderpreis für „Eurovision Sign“ – den vollständig gebärdeten Eurovision Songcontest in International Sign – ausgezeichnet. Anerkennungspreise in derselben Kategorie gingen an Julieta Rudich („ORF Weltjournal“) und Magdalena Maier („ORF Am Schauplatz“) ausgezeichnet. Die Anerkennungen im Bereich Hörfunk gingen an Nadja Kwapil, Barbara Zeithammer und Ernst Weber (alle drei Ö1). Yvonne Widler (NZZ.at) und Rainer Schüller/Christa Minkin/Maria von Usslar (derstandard.at) erhielten Anerkennungspreise in der Kategorie Online.