Schwertner: „Flüchtlingskinder dürfen nicht zur verlorenen Generation heranwachsen.“

Caritas unterstützt Forderung der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit nach umfassender Betreuung von Flüchtlingskindern und fordert Recht auf Bildung für alle minderjährigen Flüchtlinge.

 

Die Caritas der Erzdiözese Wien  unterstützt die Forderung der Liga für Österreichische Kinder- und Jugendgesundheit nach umfassender Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund. „Österreich hat im vergangenen Jahr für sehr viele schutzsuchende Menschen Verantwortung übernommen. Gerade wenn es um Kinder und Jugendliche geht, muss diese Verantwortung auch jetzt und in den kommenden Jahren gelebt werden“, betont Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien. „Hier geht es um die Themen Gesundheit, aber auch um den Zugang zu Bildung und Schaffung von Perspektiven.“ 

 

In den vergangenen Monaten ist es uns gelungen Obdachlosigkeit zu vermeiden, jetzt geht es um Integration. „Ich sage das auch mit einem Dank an die Stadt Wien, die schulpflichtigen Kindern mit Fluchthintergrund ausreichend Schulplätze zur Verfügung gestellt hat. Wir dürfen dabei aber nicht auf jene vergessen, die nicht mehr schulpflichtig sind“, so Schwertner. Auch wenn es in Österreich die Möglichkeit einer Lehre für AsylwerberInnen in Mangelberufen und solchen, in denen es einen Lehrlingsmangel gibt, besteht, muss die Ausbildungspflicht auch für AsylwerberInnen zwischen 15 und 18 Jahren gelten. „Derzeit ist das nicht der Fall“, betont Schwertner. „Hier ist der Bund dringend gefordert nachzuziehen. Eine Ausbildung und die damit verbundene Aussicht auf einen Arbeitsplatz trägt maßgeblich zu einer gelingenden Integration bei.“

 

„Jeder Staat ist verpflichtet für Gesundheit zu sorgen – auch Österreich. Der Zugang und die Qualität der Gesundheitseinrichtungen müssen  für alle Menschen im Versorgungsbereich des Staates gegeben sein. Österreich hat die Sorge zu tragen, dass Flüchtlingskinder besondere Aufmerksamkeit benötigen“, betont Thomas Wochele, ärztlicher Leiter der Caritas der Erzdiözese Wien. Und Wochele weiter: „Kinder müssen effiziente Therapie bekommen, das darf nicht an Sprachbarrieren scheitern. Es ist eine Gewährleistungspflicht vernünftige Präventions- und Impfprogramme für Flüchtlingskinder zu entwickeln und auch durchzuführen.  Flüchtlingskinder gehören zur Gruppe der ärmsten in unserem Land, auf ihre Rechte im Gesundheitsbereich hinzuweisen ist Aufgabe der Caritas.“ 

 

Erfahrungen aus unseren Einrichtungen zeigen, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wollen lernen, bekommen aber kaum eine Chance. Besonders jene zwischen 15 und 18 Jahren laufen aufgrund mangelnder Bildungsangebote und Ausbildungsplätze Gefahr zu einer verlorenen Generation heranzuwachsen.“ 

 

Die Caritas der Erzdiözese Wien bietet 40 Deutschkurse in verschiedenen Einrichtungen für Flüchtlinge an. In 6 Lerncafés werden 270 sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche kostenlos unterstützt, österreichweit werden in insgesamt 43 Lerncafés 1.000 SchülerInnen betreut. „Klar ist: Die Nachfrage übersteigt deutlich das Angebot“, sagt Schwertner. „Ohne das Engagement von Freiwilligen wäre das nicht möglich.“

 

Neben der akuten Flüchtlingsnothilfe betreut die Caritas österreichweit rund 43.000 Asylwerberlnnen in Grundversorgung, davon knapp 9.000 in von der Caritas betriebenen Unterkünften. Davon sind mehr als 870 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 34.000 Flüchtlinge, die privat oder in Quartieren anderer Unterkunftsgeber untergebracht sind, werden mobil, regional oder ambulant von der Caritas betreut. Die Caritas versorgt damit aktuell etwa jede/n dritte/n Asylwerberln in Österreich.