"Islam ist ein Plural, kein Singular"

v.l. Can Gülcü, Rami Ali, Fawzia Al-Rawi, Martin Fasan (Vizebürgermeister Neunkirchen), Cengiz Duran, Nour Khelifi, Nadja Lehner (Caritas)

Die neueste Auflage der Integrationsgespräche der Caritas Wien am 19. Oktober 2016 in der Stadtgemeinde Neunkirchen hat erneut bewiesen, dass auch kontroverse Fragestellungen zum Thema Islam sachlich diskutiert werden können. Mit mehr als 50 Teilnehmenden erörterten Fawzia Al-Rawi, Rami Ali, Nour Khelifi und Cengiz Duran, unter der Moderation von Can Gülcü, ganz nach dem Motto „Was Sie schon immer über den Islam wissen wollten“ sowohl philosophisch-theologische als auch alltägliche und praktische Aspekte des Islams. Im Vordergrund der Diskussionen stand insbesondere die Diversität der islamischen Glaubenslehre. Zusätzlich bereichert wurde die Veranstaltung durch die VertreterInnen der lokalen muslimischen Vereine.

Die Vielfalt der Gespräche spiegelte sich vor allem in den unterschiedlichen islamisch-theologischen Hintergründen der ReferentInnen wider. Neben der sunnitischen Strömung, (Ali und Khelifi) waren auch VertreterInnen der sufistischen (Al-Rawi) sowie alevitischen (Duran) Lehre anwesend. Alle MuslimInnen gleichzusetzen wäre wie alle ChristInnen als gleich anzusehen – die Unterscheidung im Christentum sei eine ähnliche wie im Islam, erklärte der Bundessekretär der alevitischen Glaubensgemeinschaft Duran. „Islam hat in den verschiedenen Ländern immer eine andere Färbung bekommen. Islam ist kein Singular, sondern ein Plural“, so Islamwissenschafterin Al-Rawi. Im Gegensatz zu den oft betonten Unterschieden innerhalb des Islams, wurde auch die Hervorhebung der Gemeinsamkeiten zum Ziel der Veranstaltung gesetzt. „Die größten Gemeinsamkeiten sind die Relevanz des Korans und des Propheten“, erläuterte Duran.

Begriff ‚Integration‘ zusammen definieren
Angeregt diskutiert wurde zudem, was sich die Referentinnen und Publikumsgäste unter Integration vorstellen. „Die zentrale Frage ist, wie wir Integration im Zusammenleben definieren. Für mich ist Integration ein aufeinander zugehen und voneinander lernen“, führte Politologe Ali aus. Das Problem sei, dass der Integrationsbegriff oft von Menschen verwendet werde, die nicht viel mit Integration zu tun haben. „Wichtig für die Integration ist auch, dass junge Menschen nicht diskriminiert und nicht per se zum Außenseiter gemacht werden“, ergänzte Journalistin Khelifi. Solche Jugendlichen seien empfänglicher für radikale Ideologien.

Aufgrund des hohen Interesses des Publikums fand nach dem Programm beim Buffet ein lebhafter und heiterer Austausch zwischen Gästen und ExpertInnen statt. Trotz unterschiedlicher Perspektiven waren sich am Ende des Abends alle über die Vielfältigkeit des Islams einig.

Alle Termine zu den Veranstaltungen und nähere Informationen zum Projekt finden Sie unter www.zusammenreden.net

„ZusammenReden“ ist ein Projekt der Caritas Wien (Missing Link); es wird vom Land Niederösterreich gefördert und in Kooperation mit den teilnehmenden Gemeinden Korneuburg, St. Andrä-Wördern, Neunkirchen, Ebreichsdorf und Perchtoldsdorf durchgeführt.