Integrationsgespräche Ebreichsdorf

Virtuelle Kanäle in der Jugendarbeit

Bild v.l.: Afnan Al-Jaderi (Caritas Wien), Alicia Allgäuer (Caritas Wien), Lukas Gottschamel (ZARA Beratungsstelle #GegenHassimNetz), Silvia Barta (Gemeinderätin Ebreichsdorf), Rami Ali (Caritas Wien), Maria Sordje (GR Ebreichsdorf), Wolfgang Kocevar (Bürgermeister Ebreichsdorf), Silvia Benig-Hamberger (Direktorin NMS Ebreichsdorf), Hannes Kolar (Psychologischer Dienst, Kinder- und Jugendhilfe Wien), Enver Cevik (Integrationsstadtrat Ebreichsdorf)

Mit dem Titel „Integration 2.0: Chancen und Herausforderungen in der Jugendarbeit“ luden die Caritas und die Stadtgemeinde Ebreichsdorf am Mittwoch, den 22.11.2017, dazu ein, die Vor- und Nachteile der Nutzung digitaler Medien im Jugendalter zu beleuchten. In der Polytechnischen Schule Ebreichsdorf diskutierten Hannes Kolar, Leiter des psychologischen Dienstes der Kinder- und Jugendhilfe Wien, Silvia Benig-Hamberger, Direktorin der Neuen Mittelschule und der Polytechnischen Schule Ebreichsdorf sowie der Jurist Lukas Gottschamel von der Beratungsstelle #GegenHassimNetz der Organisation ZARA. Unter der Moderation von Rami Ali wurde auch der Frage nachgegangen, welchen Einfluss neue Medien auf die Integration neuzugewanderter Jugendlicher haben können. Nach den eindrücklichen Eingangsreferaten der Podiumsgäste wurde im kleinen Rahmen an runden Tischen weiterdiskutiert.

Die dunklen Seiten der Digitalisierung
Die drei Podiumsgäste waren sich darüber einig, dass die Digitalisierung bei richtigem Einsatz der Medien und entsprechender Aufklärung viele Vorteile mit sich bringt. Ist dies jedoch nicht gegeben, kann sie Bezugspersonen sowie Eltern und Jugendliche vor große Herausforderungen stellen. So ist „die Hemmschwelle niedriger, Konflikte im Internet auszutragen als Face-to-Face“, schildert Direktorin Benig-Hamberger, was laut Gottschamel dazu führt, dass „der Hass intensiver ist“. Zwar seien „Hassphänomene keine Onlinephänomene“, doch „Onlinehass hat Verstärkungsmerkmale“, ergänzt Gottschamel. Durch das Online-Format entsteht eine „zeitliche Intensität, die WhatsApp-Gruppe ist auch außerhalb der Schule aktiv“. Laut dem Juristen sind mittlerweile „92 Prozent der unter 19-Jährigen bereits in sozialen Medien aktiv“, wodurch diese Gruppe mit 17 Prozent besonders häufig von Cybermobbing betroffen sei. Als weitere Gefahren, denen Kinder und Jugendliche im Internet ausgesetzt sind, nennt der Psychologe Kolar Pornographie, Sexting, Radikalisierung oder Onlinesucht.

Virtuelle Chancen in der Jugendarbeit
Gleichzeitig sei es einfacher, Jugendliche über Audiokanäle oder visuelle Kanäle zu erreichen, so Kolar. Über die Talkbox der MA 11 bietet er Jugendlichen daher Online-Beratung an. Kinder aus anderen Herkunftsregionen „finden den Weg zum Psychologen schwerer als Kinder aus Österreich, psychische Krankheiten sind oft tabuisiert“, schildert er eine Herausforderung in seiner Arbeit. Das Handy sei hier „ein gutes Werkzeug und eine niederschwellige Möglichkeit, die Zielgruppe zu erreichen“. Seine jugendgerechten Youtube-Videos, die ins Arabische und Persische übersetzt sind, sollen traumatisierten Jugendlichen dabei helfen, mit Stressreaktionen umzugehen und ihren Körper besser zu kennen. 

Auch für das Lernen sind digitale Medien ein großer Vorteil, ist Benig-Hamberger überzeugt. Es gebe eine große Anzahl von Applikationen, die im Unterricht nach Bedarf eingesetzt werden können. „Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache können besser erreicht werden“. Das Tablet könne als Kommunikationsmittel für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) und zum Deutschlernen eingesetzt werden. Da das Handy jedoch von den SchülerInnen „nicht nur für Recherchetätigkeiten verwendet wird“, sind der Direktorin Spielregeln wichtig, die an ihrer Schule in der Hausordnung festgelegt sind. Besonders wichtig seien auch Regeln zum Umgang mit digitalen Medien im Elternhaus und ein entsprechendes Bewusstsein seitens der Eltern. Neben Workshops zum Umgang mit digitalen Medien für die SchülerInnen und Fortbildungen für die LehrerInnen finden an Benig-Hambergers Schule daher auch themenspezifische Elternabende statt.

Die nächsten Integrationsgespräche finden im Jahr 2018 statt. Nähere Informationen finden Sie unter www.caritas-wien.at/zusammenreden 

"ZusammenReden" ist ein Projekt der Caritas Wien. Es wird vom Land NÖ und dem Gewerblichen Berufsschulrat gefördert und in Kooperation mit den Gemeinden Korneuburg, St. Andrä-Wördern, Neunkirchen und Ebreichsdorf durchgeführt.