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Pflege: Caritas begrüßt neues Qualitätszertifikat für 24-Stunden-Betreuung

Jetzt ist es amtlich: Angebote der Caritas mit neuem Qualitätszertifikat ausgezeichnet. Landau: „Dieses Qualitätszertifikat ist ein Fortschritt für Betroffene, Angehörige und tausende Personenbetreuerinnen in Österreich.“ Caritas fordert weiter Gesamtreform der Pflege.

Es war eine langjährige Forderung der Caritas und anderer Hilfsorganisationen, die im Betreuungs- und Pflegebereich tätig sind. Eine Forderung, die angesichts eines immer unübersichtlicher werdenden Agenturen-Wildwuchses im Bereich der 24-Stunden-Betreuung dringend notwendig geworden war. „Bislang war es nicht möglich, einheitliche Qualitätsstandards im Bereich der 24-Stunden-Betreuung durchzusetzen – auf Kosten der Betroffenen, die diese Betreuung dringend benötigen, und zum Leidwesen der Personenbetreuerinnen selbst, die bis heute mitunter zweifelhaften Vermittlungsagenturen ausgeliefert sind. Wir freuen uns deshalb sehr, dass das seit langem geforderte Qualitätszertifikat für den Bereich der 24-Stunden-Betreuung nun endlich Wirklichkeit geworden ist“, betont Caritas Präsident Michael Landau in einer ersten Stellungnahme. „Dieses Gütesiegel bedeutet mehr Transparenz, mehr Vergleichbarkeit und mehr Sicherheit für die Betroffenen und ihre Angehörigen, aber auch für tausende Personenbetreuerinnen in ganz Österreich. Wir freuen uns auch, dass das Angebot der Caritas zu den ersten gehört, denen die Einhaltung eigens festgelegter Qualitätskriterien bescheinigt werden.“ 

Schon im Vorjahr attestierte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) dem Angebot der Caritas Bestnoten. Das nun vorliegende Qualitätszertifikat wurde nun vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz unter Mitwirkung der Wirtschaftskammer Österreich und weiterer Stakeholder erarbeitet. Für die Prüfung der Angebote ist das ÖQZ, der „Verein zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen“ zuständig. Verliehen wurden die ersten Qualitätszertifikate am Montag von Sozialministerin Brigitte Zarfl. Nach drei Jahren ist eine neuerliche Prüfung durch das ÖQZ notwendig. Geprüft wird nun nicht nur, ob bestehende gesetzliche Regelungen eingehalten, sondern auch, ob gewisse Qualitätsstandards umgesetzt und gelebt werden. „Wer dieses Qualitätszertifikat erhält, stellt etwa so wie die Caritas schon bisher regelmäßige Qualitätskontrollen durch diplomiertes Pflegepersonal sicher“, so Landau. Über die geforderten Qualitätsstandards hinaus bietet die Caritas zudem Weiterbildung durch erfahrene und qualifizierte ExpertInnen für selbständige PersonenbetreuerInnen an, die in der 24-Stunden-Betreuung arbeiten.

Weitere Schritte sinnvoll: „Qualität muss öffentlich gefordert und gefördert werden“

Aus Sicht der Caritas könnten die mit dem Qualitätszertifikat einhergehenden Neuerungen jedoch deutlich weitreichender sein. Landau: „Die Zertifizierung basiert aktuell auf Freiwilligkeit. Aus unserer Sicht sollte ein solches Qualitätssicherungsinstrument jedoch für alle Anbieter verpflichtend sein.“ Sinnvoll wäre demnach auch, wenn das neue Zertifikat mit einer höheren Förderung einhergehen würde und etwa Qualitätsvisiten wie im Bereich der mobilen Hauskrankenpflege öffentlich gefördert werden. „Ziel muss es sein, dass sich möglichst alle Menschen, die auf professionelle Betreuung Zuhause angewiesen sind, sich diese auch leisten können. Schließlich würde damit auch dem Wunsch vieler Betroffener Rechnung getragen, möglichst lange Zuhause in den eigenen vier Wänden betreut zu werden“, so Landau. 

Landau: „Wir benötigen eine Gesamtreform des österreichischen Pflegesystems“

Landau erinnerte in diesem Zusammenhang auch an weitere dringend anstehende Reformen im Pflegebereich. „Was wir derzeit erleben, ist das Drehen an einzelnen Stellschrauben eines großen und für die Zukunft unserer Gesellschaft wichtigen Systems. Was künftig aber anstehen sollte ist eine Gesamtreform des Pflegebereichs.“ Die Zukunftstauglichkeit unseres Landes hänge maßgeblich auch davon ab, wie mit älteren Menschen in unserem Land umgegangen wird. Bis zum Jahr 2050 ist mit einem Anstieg pflegebedürftiger Menschen von derzeit 450.000 auf 750.000 Menschen zu rechnen. Mehr als 50.000 zusätzliche Pflegekräfte werden benötigt. Landau: „Unser Land wird alt aussehen, wenn die Reform der Pflege nicht zügig in der nächsten Legislaturperiode auf den Weg gebracht wird. Es gilt zu verhindern, dass die Pflege selbst zum Pflegefall wird! Aus unserer Sicht sollte es darum gehen, pflegende Angehörige deutlich stärker zu entlasten – etwa durch flächendeckende Entlastungsangebote oder durch einen Rechtsanspruch auf Beratung und Ersatzpflege. Zweitens muss es darum gehen, pflegebedürftige Menschen selbst besser zu unterstützen: Mit neuen Formen der Kurzzeitpflege, mit einer Stärkung des mobilen Bereichs und mit einer Sicherstellung einer solidarischen Form der Finanzierung. Qualität, Umfang und Kosten der Pflege sollten nicht länger vom Wohnort der Betroffenen abhängen. Eine bessere Ausgestaltung des Pflegegeldes ist hier ebenso Thema, wie das Feld der Prävention. Und drittens muss es gelingen, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Jede Reform ist zwecklos, wenn wir zu wenig Personal haben, das in der Pflege tätig ist“, so Landau abschließend.

 

24-Stunden-Betreuung der Caritas

„Caritas Rundum Zuhause betreut“ wurde 2007 gegründet und bietet 24-Stunden-Betreuung in sechs Bundesländern an (Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Burgenland). Angehörige von pflegebedürftigen Menschen erhalten eine Erstberatung und bekommen in Folge geeignete und selbständige PersonenbetreuerInnen vermittelt. Während der Erstbesuche wird der Betreuungs- und Pflegebedarf erhoben. Der Verein stellt durch regelmäßige Visiten von diplomiertem Pflegepersonal der jeweiligen regionalen Mobilen eine längerfristige Qualitätssicherung der Betreuung sicher. Unsere MitarbeiterInnen unterstützen sowohl KundInnen als auch PersonenbetreuerInnen in administrativer und fachlicher Hinsicht. Sie beantworten auftretende Fragen und helfen beim Lösen von Konflikten. Zentrales Anliegen ist es auch, Personenbetreuerinnen durch ein eigens entwickeltes Trainingsprogramm („Train to Care“) in den Herkunftsländern fortzubilden. 

Mehr Infos: www.caritas-rundumbetreut.at