Gast, Birgit Hebein, Klaus Schwertner

Neues Projekt: Sommerfrische in 10 Caritas-Klimaoasen

Gemeinsam gegen die Klimakrise, Miteinander gegen Einsamkeit und die Hitze in der Stadt: Caritas und Pfarren starten mit vorerst 10 Klimaoasen in den heißen Sommer. Ehrenamtliche gesucht und Spenden benötigt.

 

Wien – Mit einem neuen Projekt startet die Caritas der Erzdiözese Wien gemeinsam mit Wiener und niederösterreichischen Pfarren in die heiße Jahreszeit und bietet Antworten auf zwei aktuell drängende Herausforderungen unserer Zeit: „Wir öffnen ab sofort Pfarrinnenhöfe, um Hitze und Einsamkeit in der Stadt entschieden entgegenzuwirken“, betont Klaus Schwertner, Caritas Generalsekretär der Erzdiözese Wien, bei einem Medientermin am Montag Nachmittag in der Pfarre Breitensee. „Mit den neuen Klimaoasen schaffen wir kühle Orte, um einerseits armutsbetroffene und obdachlose Menschen vor den Folgen der Klimakrise zu schützen. Andererseits wollen wir einsamen Menschen, die gerne zum Plaudern kommen wollen und sich aufgrund der Corona-Krise alleine und isoliert fühlten, einen Wohlfühlort für Begegnungen und Gespräche bieten.“ In vorerst zehn Klimaoasen (in Wien und NÖ) finden armutsbetroffene, obdachlose und einsame Menschen einen Rückzugsraum, der nicht nur Abkühlung während der Sommermonate verspricht, sondern auch die Möglichkeit des sozialen Miteinanders bietet. Große Hitze bedeutet eine vermehrte Anstrengung für den menschlichen Körper, man spricht von sogenanntem Hitzestress. Für gesunde Erwachsene ist dieser normalerweise unangenehm, aber kein gesundheitliches Problem. Für ältere Menschen, Kinder und chronisch kranke Menschen kann diese zusätzliche Anstrengung im Extremfall aber sogar tödlich sein. Bereits zwei bis drei Stunden Erholung in einem kühlen Raum helfen dem Körper. 

 

Freiwillige verköstigen die Gäste mit kühlen Getränken und kleinen Mahlzeiten. „Studien belegen leider, dass Armut nach wie vor auch in Österreich das größte Gesundheitsrisiko ist. 43 Prozent der Menschen mit niedrigem Einkommen haben ein chronisches Gesundheitsproblem, während dies nur auf 33 Prozent der Menschen mit hohem Einkommen zutrifft. Armutsbetroffene sterben um zehn Jahre früher als der Rest der Bevölkerung, bei Wohnungslosen macht der Unterschied sogar 20 Jahre aus. Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir: Wer von Armut betroffen ist, kann oft auch der Hitze in der Stadt weniger gut entgehen. Mit den Caritas-Klimaoasen machen wir Sommerfrische in der Stadt niederschwellig und kostenfrei möglich.“ Beim Auftakt mit dabei war auch Vizebürgermeisterin und Klimaschutzstadträtin Birgit Hebein: „Klimapolitik ist für mich ohne Sozialpolitik undenkbar. Denn die Hitze betrifft uns alle, besonders aber Kinder und alte, chronisch kranke oder armutsbetroffene Menschen. Deshalb ist es mir wichtig, den öffentlichen Raum gerechter zu verteilen und gemeinsam alles zu unternehmen, um unsere Stadt abzukühlen und niemanden zu übersehen. Dazu gehören Begegnungszonen, Baumpflanzungen und die ‚coolen Straßen‘, wo wir direkt vor der Haustür Orte der Begegnung zum Plaudern mit Schatten, Wasser und Bankerl schaffen. Es freut mich, dass mit den KlimaOasen ein nächster wichtiger Schritt für mehr kühle Räume abseits der Hitzeinseln getan wird. Ich bedanke mich sehr dafür.“

 

Aus Wärmestuben im Winter werden Klimaoasen im Sommer

Dass der Bedarf nach vergleichbaren Orten des Zusammenhalts groß ist, spürte die Caritas zuletzt im vergangenen Winter und während des Corona-Lockdowns. Bis zu 35 pfarrliche Wärmestuben hatten seit Dezember in Wien offen, um Menschen, die in schlecht isolierten Wohnungen leben oder unter sozialer Isolation leiden, einen Rückzugsort zu bieten. Mehr als 14.000 Besuche wurden seit Dezember gezählt. Das Projekt wurde von 850 Freiwilligen betreut. Schwertner: „Diese Erfahrung macht uns sicher: Die Klimaoasen wird es über die heurige Pilotphase hinaus auch in den kommenden Jahren geben. Der Bedarf ist da. Die Not ist konkret. Und die Wiener Pfarren beweisen einmal mehr, dass sie passgenaue Hilfe leisten.“ Aktuell sind bereits sechs Pfarren in Wien beteiligt (Breitensee, Hütteldorf, Aspern-St. Martin, Canisius, Pfarre zum Göttlichen Wort, Hetzendorf, sowie vier Pfarren in NÖ). Weitere Klimaoasen sollen folgen. Das Projekt Klimaoase läuft bis September 2020.

 

Pfarren der Erzdiözese Wien leisten Hilfe: Engagement der Pfarren gewinnt an Bedeutung

Die Pfarren der Erzdiözese Wien leisten seit vielen Jahren in Wien und Niederösterreich vielfältige Hilfe in den unterschiedlichsten Bereichen. Ihre Bedeutung nahm dabei in den vergangenen Jahren konstant zu. Insgesamt haben in Wien und Niederösterreich rund 160 Pfarren einen aktiven pfarrlichen Caritaskreis. Egal ob Sprechstundenhilfe (18.000 Beratungsgespräche im Vorjahr), Lebensmittelausgaben oder Besuchsdienste – etwa 2.000 Ehrenamtliche sind regelmäßig tätig, 4.000 weitere Menschen engagieren sich punktuell für Menschen in Not. So werden beim Lebensmittelprojekt Le+O (Lebensmittel und Orientierung) wöchentlich knapp 15 Tonnen haltbare Lebensmittel ausgegeben. 120 Besuchsdienste sind für einsame und oft alte Menschen im Einsatz und unterwegs. Allein im Vorjahr wurden knapp 100.000 Begegnungen gezählt. Und noch immer sind rund 100 Pfarren in der Begleitung und Betreuung von Menschen auf der Flucht engagiert. 

 

Eine Übersicht über die Standorte der Klimaoasen in Wien und Niederösterreich finden Sie hier.