Das Pilotprojekt gegen Energiearmut erforschte die Thematik Energiearmut in Österreich durch die Verknüpfung von Komponenten der Sozialarbeit, der ehrenamtlichen Arbeit und der Energieberatung. Das Teilprojekt Grätzeleltern unterstützte mithilfe 16 ehrenamtlicher MultiplikatorInnen über 130 betroffene Haushalte dabei, ihre Wohn- und Lebenssituation zu verbessern, Energieeffizienz zu stärken und Belastungssituationen durch Energiearmut zu verringern.
Energiearmut entsteht aus dem Zusammenspiel von niedrigen Einkommen, hohen Energiepreisen und energieineffizienten Wohnungen bzw. Geräten. Das vom Österreichischen Institut für Nachhaltige Entwicklung geleitete Pilotprojekt gegen Energiearmut lenkte den Blick auf belastende Wohn- und Lebenssituationen von Menschen, die von Energiearmut betroffen sind, zeigte den dringenden Handlungsbedarf auch auf politischer Ebene auf, und setzte bereits konkrete Maßnahmen gegen Energiearmut unter wissenschaftlicher Begleitung um. Im Rahmen des Projekts wurden in ca. 400 energiearmutsbetroffenen Haushalten vorhandene Belastungssituationen erfasst und der Nutzen von zielgruppenspezifischen Beratungen und initiierten Energieeffizienzmaßnahmen evaluiert (VERBUND-Stromhilfefonds der Caritas, Stromspar-Check, Grätzeleltern).
Das Teilprojekt Grätzeleltern der Stadtteilarbeit der Caritas Wien, das von 2012-2013 im südlichen Wiener Westgürtel umgesetzt wurde, zeigte, dass über die Arbeit mit engagierten BewohnerInnen Zielgruppen erreicht werden können, die durch bestehende Einrichtungen häufig nicht erreicht werden. Über die sozialen Netzwerke, Nachbarschaften und Communities sowie durch die niederschwellige, aufsuchende und teils muttersprachliche Herangehensweise der MultiplikatorInnen fanden sie Zugang zu sozial benachteiligten und schwer erreichbaren, in der gesellschaftlichen Wahrnehmung damit häufig nicht sichtbaren Gruppen und leisteten damit einen wichtigen Beitrag in der Ergänzung der professionellen Sozialberatung und Energieberatung.
Folgende Maßnahmen wurden im Pilotprojekt gegen Energiearmut umgesetzt
- Niederschwellige und kostenlose Vor-Ort-Beratung, kombiniert mit Sofortmaßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und finanzieller Unterstützung bei armutsbetroffenen Haushalten
- Erstellung der Broschüre „Gesund Wohnen und Energie Sparen“ zur Verteilung an Haushalte
- Evaluierung der umgesetzten Maßnahmen
- Entwicklung von weiteren strategischen Maßnahmenvorschlägen zur Bekämpfung von Energiearmut
- Durchführung eines Stakeholder Workshops und Publikation der Projektergebnisse
Evaluationsergebnisse des Forschungsprojekts
- Im Durchschnitt sind nach der Beratung zwei Energiesparlampen/LED mehr als vor der Beratung im Haushalt vorhanden. Nach der Beratung ist eine signifikante Reduktion von durch die Bezahlung der Energierechnung resultierenden Belastungen feststellbar.
- Durchschnittlich verminderten sich nach der Beratung sowohl der Strom- als auch der Heizenergieverbrauch in den beratenen Haushalten.
- Durch die im Rahmen des Projekts umgesetzten Maßnahmen der Energieberatung, der Verteilung von Stromsparboxen, des Gerätetauschs sowie weiterer investiver Maßnahmen (Dämmung der obersten Geschoßdecke, Tausch von Fenstern, der Gas-Kombitherme und der Heizungsumwälzpumpe) könnten theoretisch jährlich bis zu 345.951 kWh Endenergie sowie 48.335 kg CO 2 eingespart werden.