"ZusammenReden": Jeder Mensch hat das Recht auf Ausbildung!

Spannende Diskussion beim zweiten Abend von „ZusammenReden“ in Traiskirchen

Mehr denn je ist Bildung der Schlüssel für sozialen Aufstieg und politische Partizipation. Speziell die Schule hat eine wichtige Funktion inne, wenn es um die Integration von jungen Migrantinnen und Migranten geht. Rund 60 BesucherInnen verfolgten am 28. September in Traiskirchen den zweiten von vier Diskussionsabenden der Traiskirchner Integrationsgespräche. Thema der Veranstaltung, die von der Caritas der Erzdiözese Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Gemeinde Traiskirchen organisiert wird, lautete „Bildung, Jugend und Integration“. Im Festsaal der Stadtgemeinde Traiskirchen diskutierte Andreas Babler (Stadtrat für Jugend und Integration) gemeinsam mit Sprachwissenschaftlerin Katharina Brizić und Tülay Tuncel (Wiener Integrationskonferenz). Gekonnt moderiert wurde der spannende Abend von Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger.

„Leider wird in Österreich oft der Fehler begangen, soziale Probleme zu kulturalisieren“, stellte Tuncel gleich zu Beginn des Abends fest. „Tatsache ist, dass die Muttersprache eine zentrale Rolle spielt wenn es darum geht, weitere Sprachen aufzubauen.“ Dem konnte Brizić nur zustimmen. „Im muttersprachlichen Unterricht sollte es vor allem darum gehen, schriftsprachliche Fähigkeiten zu fördern.“ Das wäre für das Erlernen der deutschen Sprache ganz zentral. Für Andreas Babler stellte Bildungspolitik den Schlüssel zum Erfolg dar. „In Österreich wird zu wenig Talentförderung betrieben.“ Es dürfe nicht an der sozialen Stellung liegen, welche Schule man besucht. „Lehrer leisten unglaublich viel“, versuchte Brizić klarzustellen. „Sie können aber nicht alles auffangen.“ Es gäbe eine große Kluft zwischen dem was Lehrer persönlich leisten und dem, was das österreichische Schulsystem zu bieten hat.

Eine Volksschullehrerin äußerste sich in Bezug auf den muttersprachlichen Unterricht. „Leider fehlt es in Österreich an qualifiziertem Personal. Wir brauchen mehr Qualität.“ „Welche Rolle spielt die soziale Stellung in Bildungsfragen?“, wollte ein anderer Besucher wissen. „Soziale Umstände spielen eine ganz entscheidende Rolle“, war sich Brizić sicher. Zu fehlenden Sprachkenntnissen bei jungen MigrantInnen meinte sie: „Wenn Kinder eine Sprache nicht lernen, dann stimmt in der Gesellschaft irgend etwas nicht. Der Mensch ist zum Lernen geboren.“ Gründe sah die Sprachwissenschaftlerin unter anderem in einer fehlgeschlagenen Wohnpolitik, die eine Segregation von Menschen mit Migrationshintergrund zur Folge hat. „Wenn Kinder mit anderen Kindern am Spielplatz oder im Kindergarten sind, funktioniert der Spracherwerb fast von selbst.“ Andreas Babler kritisierte daraufhin, dass im österreichischen Bildungssystem zu viel über Probleme und zu wenig über Chancen gesprochen werden würde. „Das Problem ist, dass es in Österreich keine WIR-Politik gibt“, gab Tuncel zu bedenken. „Es gibt nur ein wir und die anderen. Wir haben gemeinsame Probleme. Das sollten wir endliche begreifen.“

Der nächste Abend der Traiskirchner Integrationsgespräche findet am 19. Oktober 2011, wieder im Festsaal der Stadtgemeinde Traiskirchen, statt. Fabian Vordermayer (katholischer Pfarrer von Traiskirchen) wird dann gemeinsam mit Christine Hubka (ehemalige evangelische Pfarrerin von Traiskirchen) und Soma Ahmad (Forum Emanzipatorischer Islam) zum Thema „Religion, eine Frage der Integration?“ debattieren. Moderiert wird der Abend wieder von Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger. Beginn ist um 18.30 Uhr.

Die Gesprächsreihe "ZusammenReden" wird vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres und dem Europäischen Integrationsfonds gefördert. Alle Informationen dazu finden Sie unter: www.zusammenreden.net/traiskirchen.