Fotocredit: M. Spitzauer

Caritas startet Schulstartaktion: „Bildung muss in Zeiten von Rekordinflation leistbar bleiben!“

Der Start in ein neues Schuljahr bedeutet für einkommensschwache Familien eine enorme finanzielle Belastung. „Das war bereits vor der Corona-Krise und vor den aktuellen Teuerungen der Fall. Obwohl es aktuell zusätzliche staatliche Unterstützungen gibt, sehen wir, dass sich die Situation für viele Familien jetzt zunehmend verschärft. Wenn nun von Preisdeckeln bei Strom und Gas die Rede ist, braucht es einen solchen Deckel auch im Bereich der Bildung. Denn Bildung muss auch in Zeiten von Rekordinflation leistbar bleiben“, sagt Klaus Schwertner, gf. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien bei einem Medientermin heute Dienstag zum Auftakt der Caritas Schulstartaktion. Rund 368.000 Kinder und Jugendliche sind laut aktueller EU-SILC-Erhebung in Österreich armutsgefährdet. In Wien ist beinahe jedes vierte Kind von Armut betroffen. In den Sozialberatungsstellen der Caritas sind die Folgen spürbar: „In unserer täglichen Arbeit nehmen wir aktuell einen deutlichen Anstieg der Hilfeansuchen wahr. Die Krise macht jene noch ärmer, die es vorher schon waren, darunter beunruhigend viele Kinder und Jugendliche.“ Unterstützung gab es bei dem Termin von Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi, die als Freiwillige bei der Caritas Nachhilfe leistet: „Wenn die Ungleichheiten im Bildungssystem zunehmen, hat das auch einen besorgniserregenden Einfluss auf die Chancen im weiteren Leben der betroffenen Kinder. Wir sollten uns mit Kinderarmut nicht abfinden und müssen jedes Kind auf die Bildungsreise mitnehmen!“

Handelspreise für viele Familien nicht leistbar

Bis zu 300 Euro kostet ein Startpaket für den Schulanfang im regulären Handel. Das können sich viele Familien nicht leisten, zumal noch zusätzliche Kosten, etwa für Schulausflüge und Kopiergeld oder Nachhilfe zu berappen sind. Bereits vor dem Sommer startete die youngCaritas deshalb mit einer großen Schulsachensammlung. Alice Uhl, Leiterin der youngCaritas: „9.195 Schüler*innen haben in Wien und Niederösterreich ein wichtiges Zeichen gesetzt und Schulmaterialien für Kinder und Jugendliche in unseren Einrichtungen gesammelt. 56 Schulen spendeten mehrere hundert Schultaschen und tausende Federpenale, Stifte, Hefte, Lineale und Handarbeitskoffer.“ Schulsachen, die die Caritas in den Mutter-Kind-Häusern und den Sozialberatungsstellen, aber auch hier im carla weitergeben kann. „Das Angebot in den carlas gilt solange der Vorrat reicht und nach wie vor rufen wir die Bevölkerung auf, uns gut erhaltene Schulsachen vorbeizubringen. Denn schon in den vergangenen Jahren haben wir gesehen: Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot“, so Schwertner.

1.000 Kinder österreichweit auf der Warteliste

Wie angespannt die Situation aktuell für viele Familien ist, wird auch an anderer Stelle deutlich: Der Nachhilfebarometer der Arbeiterkammer hat im Frühjahr gezeigt, dass die Zahl der Schüler*innen, die auf externe Nachhilfe angewiesen ist, weiter gestiegen ist. Gleichzeitig können sich viele Familien bezahlte Nachhilfe nicht leisten. Denn für bezahlte Angebote sind im Schnitt 630 Euro pro Schuljahr und damit um ein Fünftel mehr als vor Beginn der Coronapandemie fällig. Schwertner: „Die Caritas Lerncafés reagieren auf genau diese Problematik. Österreichweit werden derzeit rund 2.000 Schüler*innen kostenlos in 62 Caritas Lerncafés betreut. Im letzten Schuljahr konnten 96 Prozent der Kinder die Klasse positiv abschließen und in die nächste Schulstufe aufsteigen. Ein riesengroßes Dankeschön an die rund 960 Freiwilligen, die diesen Erfolg möglich machen. Doch auch hier: Der Bedarf ist groß. Österreichweit warten noch immer knapp 1.000 Schüler*innen auf einen freien Platz in einem Caritas Lerncafé. Allein in Wien sind aktuell knapp 270 Kinder auf einer Warteliste.“

Caritas an Bundesregierung: „Hausaufgaben noch nicht erledigt“

Schwertner: „Die Bundesregierung hat bereits zahlreiche Maßnahmen gegen die Teuerungen gesetzt. Das ist wichtig und richtig. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass jetzt weitere Reformen notwendig sind. Es geht um Reformen, die Familien auch langfristig helfen. Einmalzahlungen sind gut, aber sie sind zu wenig, weil auch die Inflation nicht nur einmal, sondern täglich zuschlägt.“ Konkret fordert die Caritas, die Sozialhilfe Neu nun rasch und grundlegend zu reformieren. Denn die Höhe der Sozialhilfe ist zu gering und liegt deutlich unter der Armutsgefährdungsschwelle. Deshalb braucht es aus Sicht der Caritas eine deutliche Erhöhung auf ein armutsfestes Niveau, bundesweit einheitliche Kinderrichtsätze und eine Übernahme der tatsächlichen Wohnkosten. „Aber auch in Sachen Bildungspolitik sind längst nicht alle Hausaufgaben erledigt“, so Schwertner. Ein Chancen-Index, bei dem besonders geforderte Schulen mehr Personal und Mittel erhalten sollen, sei zwar beschlossen, aber noch nicht umgesetzt. Ähnlich im Fall des zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres: Es ist beschlossen, aber noch immer nicht Wirklichkeit. „Und das Beispiel der Lerncafés macht deutlich: Wir brauchen eine langfristige Ausweitung von kostenlosen Förderungsmaßnahmen und außerschulische Lernangeboten für Schulkinder – besser heute als morgen.“

Bildung schenken einfach möglich

Wer Bildungsprojekte der Caritas im In- oder im Ausland unterstützen möchte, kann dies über den www.wirhelfen.shop sehr einfach tun: Egal, ob Filzstifte oder Laptop, ob Bastelsachen oder gesunde Jause – im wirhelfen.shop können Kinder in unseren Lerncafés ebenso unterstützt werden wie Bildungsprojekte im Senegal oder etwa in Kenia. Durch ein gemeinsames Projekt mit der Post können auch Schulpakete für geflüchtete Kinder aus der Ukraine kostenlos verschickt werden.

carla Schulstartaktion
carla nord // Steinheilgasse 3, 1210 Wien
carla mittersteig // Mittersteig 10, 1050 Wien
www.carla-wien.at

Öffnungszeiten: Mo – Fr von 9 – 18 Uhr; Sa von 9 – 13 Uhr
Spendenannahme jeweils bis 30 Minuten vor Ladenschluss