Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis 2014 von Caritas und Raiffeisen vergeben

Donnerstagabend wurden in Wien zum elften Mal JournalistInnen mit dem Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis ausgezeichnet. Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes von Prälat Leopold Ungar von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben wird, ist mit 20.000 Euro der höchstdotierte JournalistInnenpreis Österreichs. Nina Brnada wurde in diesem Jahr für Ihre Beiträge im Monatsmagazin „DATUM“ und in der Wochenzeitung „Die Furche“ in der Kategorie Print ausgezeichnet. Preisträger in der Kategorie TV ist Christoph Feurstein für „Schule für’s Leben – Das Experiment“ in der ORF Sendereihe „Thema“. In der Kategorie Hörfunk überzeugte Ö1-Journalist Bernt Koschuh. In der Kategorie Online wurde heuer der Hauptpreis an das Aufdeckerjournalisten-Team von der Plattform „Dossier“ rund um Florian Skrabal vergeben. Mit dem Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis werden herausragende journalistische Leistungen prämiert, die Toleranz und Verständnis im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen fördern und sich mit sozialpolitischen Themen wie Armut, Obdachlosigkeit, Migration, Flucht, Alter, Krankheit oder Diskriminierung auseinander setzen.

„Es geht um Journalismus, der schonungslos und gleichzeitig rücksichtsvoll ist. Um Journalistinnen und Journalisten, die aufdecken ohne bloßzustellen. Es geht darum, jenen eine Stimme zu geben, die andernfalls nicht gehört würden. Und das sind nicht wenige Menschen – auch hier in Österreich“, so Caritasdirektor Michael Landau. „Die Preisträgerinnen und Preisträger klagen an, wo bislang kein Richter Urteil sprach. Sie sprechen über Themen, über die andere lieber schweigen. Sie stehen für Fragen ein, die keinen Aufschub dulden: Dort, wo es um Armut, Hunger, soziale Ausgrenzung geht, wo Menschen Zukunft und manchmal Gegenwart verweigert wird. […] Bleiben Sie sich treu. Benennen Sie Unrecht auch weiterhin, machen Sie die konkreten Menschen und ihre Notlagen sichtbar und stellen Sie die Schicksale der Menschen auch in Zukunft in einen gut recherchierten Kontext! Es geht um nichts weniger als um die Zukunft unserer Gesellschaft.“, so Landau abschließend.

Generaldirektor Klaus Buchleitner unterstrich anlässlich der Verleihung die enge Verbundenheit von Caritas und Raiffeisen. Von der Partnerschaft bei der Unterstützung des Mobilen Hospizes bis zur Wohnungsloseneinrichtung „Gruft“ reicht dabei die Palette. Der Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis ist für Buchleitner, "gerade in einer Zeit der Veränderung eine Ermutigung für Journalistinnen und Journalisten, zentrale Fragen und Themen aufzugreifen die oft fälschlicherweise dem Rand dem Gesellschaft zugeordnet und damit abgeschoben werden." Buchleitner weiter: "Es braucht Mut, die Meinungsautobahnen zu verlassen, neue Fragen mit anderen zu teilen und neue Gestaltungsräume zu betreten. Veränderung fordert uns alle, Banken wie auch Caritas und Medien zu neuem Denken heraus, neue Herausforderungen müssen zur Diskussion über neue Möglichkeiten führen. Im Einsatz gegen die Gefahr der lähmenden Mutlosigkeit können Journalistinnen und Journalisten einen wichtigen Beitrag leisten."


Die PreisträgerInnen des Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreises 2014

Die Journalistin Nina Brnada, überzeugte in der Kategorie Print mit ihren Beiträgen „In Kirchenhand“, „Im Stillen“ sowie „Die Tragödie der Silberstadt“. Die freie Journalistin wurde für drei ganz unterschiedliche Texte ausgezeichnet, die allerdings gemeinsam haben, dass sie wichtige Fragen aufwerfen, genau recherchiert, spannend erzählt und brillant geschrieben sind, war sich die Jury einig. Brnada beherrscht alle Genres als wären sie ihr Spezialgebiet, wiegt mit scheinbar leichter Hand schwere Themen ab und weicht bei der Wahl dieser weit von den ausgetrampelten Pfaden ab.

Christoph Feurstein zeigt mit seiner Thema-Serie „Schule fürs Leben - das Experiment“ eindrücklich, wie unterschiedlich die Bildungschancen in unserem Land verteilt sind. Die Jury in der Kategorie TV würdigte die Serie mit dem Hauptpreis. In der 12-teiligen Serie tauchen Gymnasiasten und Neue Mittelschüler in die Welt der jeweils anderen ein,  lernen voneinander und mit Coaches, die sie ein  halbes Jahr lang begleiten. Am Ende profitieren beide Seiten. Die im Fernsehen einzigartige Langzeitbeobachtung macht spürbar, wie Integration funktionieren kann und  was in unserem Schulsystem falsch läuft.

Bernt Koschuh, wurde in der Kategorie Hörfunk für seinen Beitrag „Die Obdachlosen vom Westbahnhof" von der Jury einstimmig ausgewählt. Bernt Koschuh sammelte in mehreren Einsätzen Tonmaterial für die berührende und kritische Darstellung einer Situation, in der Menschen in tiefster Armut mit dem oft brutalen Vorgehen von Sicherheitsorganen konfrontiert sind.  In  drei Minuten werden Hunger und Kälte, Selbstausbeutung, Armutsmigration und Gewalt  als dichtes Hörbild spürbar. Mit Bernt Koschuh würdigt die Jury einen Journalisten, der seit vielen Jahren komplexe gesellschaftspolitische Themen zum Schwerpunkt seiner Arbeit macht und sie mit großer medialer Kompetenz vermittelt.

In der Kategorie Online wurde heuer der Hauptpreis an das Team von „Dossier“, bestehend aus Florian Skrabal, Georg Eckelsberger, Elisabeth Gamperl, Lisa-Marie Gotsche, Moritz Gottsauner-Wolf, Zohreh Kaiini, Matej Kundračik, Fabian Lang, Paul Pölzlbauer, Peter Sim und Sahel Zarinfard  für „Dossier: Asyl“ verliehen. Im Sommer 2013 besuchten sie in eigenem Auftrag sämtliche Asylquartiere in Niederösterreich, Burgenland und Salzburg. Das Ergebnis war besorgniserregend. Der Dossier-Befund führte zu mannigfaltigen Reaktionen von Politikern und Behörden. Dafür sowie für die vorbildliche Nutzung der Möglichkeiten des Internets für investigativen Journalismus wurden Florian Skrabal und das Dossier-Team ausgezeichnet.

Anerkennungspreise wurden heuer in der Kategorie Print an Petra Ramsauer („Welt der Frau“), Gerlinde Pölsler („Falter“) sowie Köksal Baltaci & Duygu Özkan („Die Presse“) vergeben. In der Kategorie TV wurden Simon Schennach („ORF Am Schauplatz“), Beate Haselmayer („ORF Am Schauplatz“) und Patrick Gruska („PULS 4 AustriaNews Show“) ausgezeichnet. Die Anerkennungen im Bereich Hörfunk gingen an Karin Fischer und Birgit Pointner-Pfeifer (beide Ö1). Andreas Wetz (diepresse.com), Julia Herrnböck (derstandard.at) und Simon Hadler (ORF.at) erhielten Anerkennungspreise in der Kategorie Online.