Caritas und Raiffeisen vergeben Prälat Leopold Ungar JournalistInnenpreis 2008

Der begehrte Prälat Leopold Ungar JournalistInnenpreis ging dieses Jahr in der Kategorie TV an Katrin Mackowski (ORF, Kreuz & Quer), in der Kategorie Print an den profil-Journalisten Martin Staudinger und in der Kategorie Hörfunk an Judith Brandner (Ö1, Radiokolleg). Die drei Journalisten teilen sich die von der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien zur Verfügung gestellte Preissumme von insgesamt 15.000 Euro.
Die Jury, heuer erstmals unter dem Vorsitz von Prof. Roland Machatschke, ehrte mit dem Preis JournalistInnen, die sich in ihrer Arbeit um Toleranz und Verständnis im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen bemühen. Durch den Abend führte Vorjahrespreisträgerin Barbara Stöckl, biber-Chefredakteur und Kurier-Journalist Simon Kravagna sprach über die „fehlende Stimme von MigrantInnen in der österreichischen Medienlandschaft“. Die Preisverleihung fand heuer erstmals im Caritas-KunstSozialRaum Brunnenpassage statt.

Preis würdigt Engagement für Menschen in Not
„Die Idee hinter diesem Preis ist die Auszeichnung von herausragenden Journalistinnen und Journalisten, die Würdigung ihres Engagements und ihres Einsatzes für Menschen in Not“, erklärte Caritasdirektor Dr. Michael Landau anlässlich der Preisverleihung. Journalistinnen und Journalisten, die seriös recherchieren und Sensibilität im Umgang mit Menschen an den Rändern der Gesellschaft  und des Lebens zeigen, werden von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien bereits zum fünften Mal mit dem Prälat Leopold Ungar Preis ausgezeichnet. 53 JournalistInnen haben sich beworben oder wurden von ihren Redaktionen vorgeschlagen.

"Hohe Professionalität, die mehr ist, als gutes Handwerk", solle der Prälat Leopold Ungar JournalistInnen Preis auszeichnen, so Raiffeisen Generalanwalt Dr. Christian Konrad bei der Verleihung. „Persönliches Engagement,  Engagement in der Intensität der Recherche, der persönlichen Vertiefung ins Thema, auch das Engagement, sich in der Redaktionskonferenz für ein Thema einzusetzen, das sind dabei wesentliche Faktoren“, so Konrad. Er strich auch hervor, "dass dieser JournalistInnenpreis in den Redaktionen Mut machen soll, den Versuchungen der billigen Schlagzeile beispielhaft zu widerstehen.“ Es geht darum, so Konrad, „jenen den Rücken zu stärken, die sich für Qualität im österreichischen Journalismus einsetzen und die Grenzen des Anstands und der Intimsphäre respektieren.“

Landau: Guter Journalismus eckt an und ist unbequem
Dabei sei klar, so Landau: „Was Medienschaffende mit ihren seriösen und ihren zum Teil im besten Sinne des Wortes anwaltschaftlichen Beiträgen zu sagen haben, wird nicht immer gerne gehört“. Und genau das sei das Besondere an diesem Preis, durchaus im Sinne des Namensgebers Prälat Leopold Ungar. Auch Leopold Ungar war vielfach „unbequem“ und ist angeeckt. Auch für Konrad gehören "Mut zur Irritation, Mut den Finger auf wunde Punkte der Gesellschaft zu legen“ zu gutem Journalismus. „Gelingt das mit der Qualität, die der Prälat Ungar JournalistInnen Preis auszeichnet, dann ist das ein Gewinn für uns alle“, betonte der Raiffeisen Generalanwalt in seinem Grußwort.

Katrin Mackowski wurde für die „hervorragende und einfallsreiche Gestaltung“ ihres Beitrages „Hat Gott nicht aufgepasst? Große und kleine Überlebenskünstler im St. Anna-Kinderspital“ ausgezeichnet. Mackowski nutze die optischen und gestalterischen Möglichkeiten des Mediums Fernsehen kreativ und oft auf überraschende Weise aus, so die Jury. Die Wahl der ProtagonistInnen sei ausgezeichnet, die Interviewführung sehr sensibel, so Prof. Roland Machatschke, Vorsitzender der Jury.

Martin Staudinger erhielt den Preis für seine Reportage „Mamadou schickt Geld“ über afrikanische Auswanderer im profil. „Wie kaum ein anderer Journalist schafft er es, das Thema Wirtschaft, Entwicklungshilfe, Demokratisierung und Menschenrechte ohne Betroffenheitspathos dem Leser zu vermitteln und ihm dabei ökonomische Zusammenhänge zu erklären“, so die Begründung der Jury. Staudinger sei einer der wenigen Auslandsreporter, die ihren Schreibtisch für längere Reisen verlassen, um sich, ganz Reporter, ein Bild der Gesellschaft vor Ort zu machen. „Gewürdigt wird er wegen seiner Stilsicherheit, seinem schreiberischen Können, seiner Originalität und seinem kritischen Blick auf die Gesellschaft“, so Machatschke.

Judith Brandner wurde für ihre vierteilige Sendung „Jugendwohlfahrt – Soziales Investment in die Zukunft“ der Ö1-Sendereihe Radiokolleg mit dem Prälat Leopold Ungar Preis ausgezeichnet. „Judith Brandners Arbeit ist durch besondere journalistische Sorgfalt und Sensibilität gekennzeichnet“, so Machatschke. Bei strikter Beachtung aller gesetzlichen und  medienethischen Regeln gelingen ihr Gespräche mit Betroffenen, die sich durch hohe Authentizität auszeichnen und dabei im Spannungsfeld zwischen Emotion und Information das Gleichgewicht halten. 

Erstmals auch Anerkennungspreise vergeben
Die Jury –Andrea Puschl, Barbara Stöckl, Florian Klenk, Peter Wesely (Raiffeisen) und Alice Uhl (Caritas Wien) – hat sich dieses Jahr erstmals dafür entschieden, auch Anerkennungspreise zu vergeben. In der Kategorie Print wurde Joseph Gepp (Falter) ausgezeichnet, „der zu den großen Nachwuchshoffnungen des heimischen Journalismus zählt, sein schreiberischer Stil und sein Reporterblick verdienen Beachtung“, so die Jury. Ein Anerkennungspreis ging auch an Standard-Journalist Gerald John, „der zu den besten Schreibern des heimischen Journalismus zählt“.

Elisabeth Ohnemus (Ö1, Radiokolleg) wurde für die vierteilige Sendereihe „Leben auf Pump. Ursachen und Folgen der Überschuldung“ ausgezeichnet. „Sie geht nicht nur auf die vordergründigen Ursachen von Verschuldung ein, sondern gibt auch der wissenschaftlichen Erforschung breiten Raum“, so die Jury. Franz Zeller (Ö1, Dimensionen) erhielt einen Anerkennungspreis in der Kategorie Hörfunk. In der Sendung „Böses Blut. 75 Jahre Tuskegee-Syphilis-Experiment“ schildert Zeller in Gesprächen mit Überlebenden, Angehörigen von Opfern und beteiligten Wissenschaftler auf eindringliche Weise einen beispiellosen Skandal.

Mit dem Anerkennungspreis in der Kategorie TV wurde Brigitte Wojta unter anderem für ihren Beitrag „Schadensfall Kind“ ausgezeichnet. Ihr kontinuierliches Engagement für soziale Anliegen im Sinne des Prälat Leopold Ungar-Preises beeindruckte die Jury. Sabine und Michael Ranocha „bieten gleichzeitig berührende und informative Einblicke in Welten, zu denen nicht jeder Zugang hat, sie zeichnen sich durch hervorragende, kreative, zum Teil ungewöhnliche und sorgfältige Gestaltung aus“. 
Auch Fredrik Baker wurde gemeinsam mit Sandra Fasolt für den Beitrag „Homosexuell und dennoch Christ“ (ORF, Kreuz & Quer) mit dem Anerkennungspreis in der Kategorie TV ausgezeichnet. Der Bericht kratze massiv an Vorurteilen und stelle festgefahrene Haltungen der Kirche in Frage, so die Begründung der Jury.

Der Medienpreis ist für die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien ein besonders wichtiger Teil der Partnerschaft mit der Caritas der Erzdiözese Wien, die auch in der Unterstützung des Mobilen Hospiz Teams oder in der Kardinal Franz König Patenschaft für die Gruft ihren Ausdruck findet.