Caritas Internationalis-Neuordnung: Kein Einfluss auf Österreich

Die Anfang Mai vom Vatikan verfügte  Neuordnung der Caritas Internationalis (CI) - der Dachorganisation  von 165 nationalen Caritas-Verbänden - bleibt ohne Einfluss auf die  Arbeit der Caritas in Österreich. Das hat der Wiener Caritasdirektor  Michael Landau in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress"
unterstrichen. Landau war soeben von einem Treffen des  "Representative Council", des höchsten internen Leitungsorgans der  Caritas Internationalis in Rom zurückgekehrt, bei dem über die  Auswirkungen des jüngsten vatikanischen Erlasses auf Caritas-Arbeit  beraten wurde. Bei dem Treffen ist Landau u.a. in seiner Funktion  als Präsident der CI-Rechtskommission wiedergewählt worden.

Nach einem am 2. Mai veröffentlichten Erlass untersteht die Caritas  Internationalis künftig stärker als bisher der Aufsicht des Vatikan.  Der für die katholischen Hilfswerke zuständige Päpstliche Rat "Cor  Unum" und das vatikanische Staatsekretariat erhalten weitreichende  Kompetenzen in allen Angelegenheiten von Caritas Internationalis. So  müssen in Zukunft etwa Vereinbarungen mit  Nichtregierungsorganisationen und staatlichen Stellen sowie  finanzielle Transaktionen mit dem Vatikan abgestimmt werden.

Nachdem bereits der österreichische Caritas-Präsident Franz Küberl  in einer ersten Reaktion auf die Neuordnung jegliche Bedenken  zerstreut hat, dass sich für die konkrete Projektarbeit der Caritas  sowie für deren Spender etwas ändern könnte, bestätigte nun auch  Landau quasi "aus erster Hand": "Wir bleiben autonom". Bei den  Gesprächen in Rom habe sich vielmehr gezeigt, dass es das Anliegen  des Vatikans sei, "mehr Caritas in die Kirche zu bringen und nicht  umgekehrt". Dies sei "sehr positiv", so Landau gegenüber  "Kathpress", denn "Caritas ist nicht nur in der öffentlichen  Wahrnehmung eines der positiven Aushängeschilder der Kirche, sondern  untrennbarer Teil und Wesenszug der Kirche." Damit stärke die  vatikanische Entscheidung letztlich "unsere Position innerhalb der  Kirche".

Zugleich rief Landau alle Unterstützer der Caritas dazu auf, "auch  weiterhin unsere Arbeit mitzutragen". Die Finanzen würden weiterhin  auf nationaler und diözesaner Ebene geregelt, "und wir werden wie  bisher sorgsam darauf achten, dass jeder einzelne Euro sinnvoll für  Caritas-Hilfsprojekte eingesetzt wird", so der Wiener  Caritasdirektor.

Bertone-Brief gegen Bedenken

Zerstreut wurden die Bedenken von Seiten des Heiligen Stuhls laut  Landau auch durch den Hinweis auf ein von Kardinalstaatssekretär  Tarcisio Bertone auf den gleichen Tag datiertes Schreiben an die  Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen. Darin werde  ausdrücklich bestätigt, dass die Neuordnung nicht die nationalen oder diözesanen Verbände der Caritas betreffe. Landau: "Damit wird auch an dieser Stelle nochmals deutlich, dass die Caritas kein
Konzern ist, mit einem Konzernchef an der Spitze, sondern dass sie,  wie die Kirche insgesamt, in und aus den Diözesen lebt." Die  Vertreter des Heiligen Stuhls hätten klar gemacht, "dass die Achtung  der Autonomie und die qualitätsvolle Arbeit der diözesanen und  nationalen Caritasorganisationen für Menschen in Not auch dem Vatikans am Herzen liegt", so Landau.

Zu den Aufgaben von Caritas Internationalis gehört die Koordination  der humanitären Arbeit. Dazu zählen Katastrophenhilfe, der Kampf  gegen Seuchen wie Aids und Folgen des Klimawandels, aber auch  langfristige Entwicklungsprojekte und Programme zur Konfliktlösung.  Die Zahl der Mitarbeiter weltweit beträgt laut Caritas 440.000  Festangestellte und 625.000 Ehrenamtliche. Mit einem Gesamtbudget  von 4,15 Milliarden Euro erreichen die 165 einzelnen  Caritas-Organisationen nach Verbandsangaben jährlich 24 Millionen  Menschen.

Internationale Caritas-Konferenz in Wien

Am 1. und 2. Juni wird Wien zum Austragungsort eines Kongresses der  Caritas Internationalis zum Thema "Zukunft ohne Hunger". Zu der  hochrangig besetzten Veranstaltung werden u.a. der ehemalige  UN-Generalsekretär und nunmehriger Syrien-Sonderbeauftragte Kofi  Annan, die Europa-Direktorin der UN-Milleniumskampagne, Marina  Ponti, EU-Kommissarin Kristalina Georgieva, und "Caritas  Internationalis"-Präsident Kardinal Oscar Rodriguesz Maradiaga
erwartet. Angesagt sind mehr als 30 Experten aus 19 Ländern, die  gemeinsam mit rund 700 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und  Zivilgesellschaft Maßnahmen zur Ernährungssicherung und zur  effizienten Hungerbekämpfung diskutieren. (Infos: www.zukunft-ohne-hunger.at)