Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Hunger und Unterernährung. In der Sahelzone droht die dritte Hungerkatastrophe in kurzer Zeit und der Bürgerkrieg in Syrien verschärft die Situation zusätzlich: „Wir müssen unsere Hilfe verdoppeln“, appelliert Landau.
Es ist ein dramatischer Spendenappell, mit dem sich Caritas Präsident Michael Landau am Freitag an die österreichische Bevölkerung wandte. „Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Hunger und Unterernährung. Bald eine Milliarde Menschen auf diesem Planeten – 842 Millionen sind es, um genau zu sein – leiden an dieser stillen, aber brutalen Tragödie. Sie sterben von der breiten Öffentlichkeit meist unbemerkt“, so Landau. „Die Botschaft ist nicht neu – aber gerade deshalb darf sie uns nicht kalt lassen. Wenn ich mich heute mit einem dringenden Spendenappell an die Öffentlichkeit wende, dann schlicht deshalb, weil wir keine Zeit mehr zu verlieren haben. Wir stehen als Nothilfeorganisation vor einer Zerreißprobe. Und: Wir müssen handeln!“
Der Westsahel…
Bei dem Pressetermin am Freitag verwies Landau gemeinsam mit Caritas-Vertretern aus dem Libanon und dem Senegal auf die enorme Herausforderung, vor der Hilfsorganisationen wie die Caritas im Moment stehen. In der Sahelzone droht aufgrund von ausbleibendem Regen und schlechter Ernten die dritte Hungerkatastrophe innerhalb von wenigen Jahren. Allein in Westafrika sind in diesen Tagen mehr als 20 Millionen Menschen von der Hungerkrise betroffen. „Hunger bedeutet Erniedrigung, weil man gezwungen ist, die Hand für das tägliche Brot aufzuhalten, das als Menschenrecht deklariert ist. Konkret kann es bedeuten, Kinder mit einem leeren Topf am Feuer zu überlisten, solange bis sie einschlafen“, betont Abbé Tiné Ambroise, Generalsekretär Caritas Senegal. „Wir sind mit einer großen Not konfrontiert, in Westafrika und vor allem im Senegal. Das Recht auf Nahrung wird durch unverantwortliches Handeln anderer in Afrika schwer verletzt.“
…und der syrische Bürgerkrieg
Doch die Situation wird zusätzlich verschärft: Seit mehr als drei Jahren tobt ein Bürgerkrieg in Syrien, der die schlimmste humanitäre Katastrophe zur Folge hat, die diese Erde seit vielen Jahren gesehen hat. Deutlich mehr Menschen als Österreich Einwohner hat sind in der Region bereits auf der Flucht. Und es werden täglich mehr. Rund eine Million Kinder in den belagerten syrischen Gebieten sind weitgehend von Hilfe abgeschnitten. Die Gesundheitsversorgung ist vielerorts zusammengebrochen, Nahrungsmittel sind knapp. „Der Libanon ist mit der Bewältigung der Flüchtlingskrise völlig überfordert und am Ende seiner Kapazitäten. Ein Drittel der libanesischen Bevölkerung sind bereits Flüchtlinge, von denen der überwiegende Teil verwundbare Kinder und Frauen sind“, berichtet Najla Chahda, Direktorin Flüchtlingsbüro der Caritas Libanon. Die Situation im Land kann jederzeit dramatisch eskalieren. „Die internationale Gemeinschaft ist deshalb dringend aufgefordert, den syrischen Flüchtlingen zu helfen, um die Katastrophe zu verhindern.“
„Anstrengungen verdoppeln“
Für Caritas Präsident Landau ist klar: „Syrien und Westsahel. Hierbei kann es nicht um ein Entweder-Oder, sondern es muss um ein Sowohl-Als-Auch gehen. Für uns als Hilfsorganisation ist klar: Wir müssen heuer doppelt so viel laufen. Das ist unser Ziel. Wir müssen unser Engagement erhöhen, weil wir hinsehen müssen und nicht wegsehen dürfen. Im Libanon, in Jordanien, im Senegal oder im Südsudan. Wir stehen vor einer Zerreißprobe. Und wir wollen und können bestehen. Aber klar ist auch: Wir sind darauf angewiesen, dass möglichst viele Menschen unsere Ziele mittragen. Auch und gerade dann, wenn die Politik auslässt.“
Offener Brief ans Parlament
Für Landau, der sich in diesen Tagen auch mit einem offenen Brief an die Mitglieder der Bundesregierung und an alle Abgeordneten im Parlament wandte, ist klar: „Es gleicht unterlassener Hilfeleistung, wenn die Bundesregierung die Mittel der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit um 17 Millionen Euro kürzt. Mit einer Million Euro können wir 12.000 Menschen langfristig vom Hunger befreien. Wir fordern einmal mehr, dass die für 2015 vorgesehene Kürzung zurückgenommen wird.“ Landau wandte sich aber auch an die österreichische Bevölkerung: „Hunger ist kein Naturgesetz. Dieser Hunger ist Auftrag an uns alle, ihn abzuschaffen. Und wir sind überzeugt: In-Sauren-Gurken-Zeiten kann jeder Cent helfen. Schon mit 7 Euro kann jeder und jede ein Kind einen Monat lang mit Nahrungsmitteln versorgen.“
Ziel der Caritas
Die Caritas hat sich 2014 zum Ziel gesetzt, mindestens 30.000 Kinder in Syrien und den Nachbarländern vor Hunger zu bewahren und Programme wie jene im Senegal aufrechtzuerhalten.
„Es geht darum, Kindern eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Etwa mit Nahrungsmittelgutscheinen für eine ausgewogene Ernährung sowie Hilfsgütern des täglichen Bedarfs“, so Landau.
Jeder kann helfen
Mit 7 Euro können Sie ein Kind einen Monat lang mit Nahrungsmittel versorgen, mit 14 Euro sogar zwei – übernehmen Sie eine Patenschaft für eine Zukunft ohne Hunger. www.caritas.at/hunger
Gurkenglasaktion
Im Rahmen der österreichweiten Gurkenglas-Aktion ruft die Caritas die Österreicherinnen und Österreicher dazu auf, Kleingeld in leeren Gurkengläsern zu sammeln und damit Leben zu retten.
Patenschaft für eine Zukunft ohne Hunger
Mit 7 Euro kann ein Kind einen Monat lang mit Nahrungsmittel versorgt werden, mit 14 Euro sogar zwei.
PSK
IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004
BIC: OPSKATWW
Kontonummer: 7.700.004, BLZ 60.000
Weitere Informationen, Fotos und Videos rund um Hunger, Syrien und Senegal. Hier geht’s zum Link:
https://wolke.caritas-wien.at/public.php?service=files&t=1e466ea0838f4232f03b0b1758e21cab