„24-Stunden-Betreuung für viele Menschen nach wie vor nicht leistbar“, betont Generalsekretär Schwertner. „Caritas fordert rasche Einführung eines Qualitätsgütesiegels, mehr Qualität bei Agenturen und Anpassung der Fördermittel.“
„Die heute bekannt gewordenen Zahlen bei der 24-Stunden-Betreuung zeigen deutlich: Das System hat sich grundsätzlich bewährt. Zunehmend mehr Menschen wollen im Alter professionell Zuhause betreut werden“, sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien. „Das heißt aber nicht, dass nicht weitere Verbesserungen dringend notwendig sind. Es wäre etwa wichtig, dass unter den einzelnen Vermittlungsagenturen Vergleichbarkeit hergestellt wird. Zum einen sollten geeignete und verpflichtende Instrumente zur Qualitätssicherung eingeführt werden. Denn längst ist es zu einem Wildwuchs bei billigsten und unseriösen Betreuungsagenturen gekommen. Die rasche Einführung eines Qualitätsgütesiegels wäre aus Sicht der Betroffenen das Gebot der Stunde“, betont Schwertner. „Zum anderen sollte aber auch ein eigenständiges Gewerbe für Vermittlungsagenturen geschaffen werden. Das Gewerbe der Personenbetreuung und jenes der Vermittlungsagenturen sollte jedenfalls getrennt werden“, so Schwertner. „Die Maßstäbe, die die Caritas schon heute bei der Vermittlung von PersonenbetreuerInnen setzt, sollten in Zukunft auch für andere Agenturen bindend sein. Nur so kann eine qualitätsvolle Pflege, die den Menschen im Blick hat, sichergestellt werden.“
So führt die Caritas anders als manch andere Anbieter bereits heute regelmäßige Qualitätskontrollen in den betreuten Haushalten durch. So wurden allein im Jahr 2014 über 2000 Qualitätsvisiten in den sechs Bundesländern durchgeführt. Bei der Auswahl der PersonenbetreuerInnen werden strenge Kriterien geprüft (heimhilfeähnliche Ausbildung als Voraussetzung, ausreichend Deutschkenntnisse, ein bis zwei Jahre Praxiserfahrung…). „Mit Caritas Rundum Zuhause Betreut wollen wir nicht nur PersonenbetreuerInnen vermitteln, sondern unsere KlientInnen und die BetreuerInnen selbst auf ihrem gemeinsamen Weg optimal begleiten – etwa indem wir regelmäßige Qualitätskontrollen durch diplomierte Pflegekräfte durchführen und allen Beteiligten in mehreren Sprachen beratend zur Seite stehen. Einzigartig ist auch, dass wir fachliche Weiterbildungen in den Herkunftsländern der PersonenbetreuerInnen anbieten – etwa in der Slowakei und in Rumänien. Im Vorjahr zählten wir 233 Teilnahmen bei diesen Train-To-Care-Kursen. Dabei geht es etwa darum, die Kommunikation mit an Demenz erkrankten Personen oder die Deutschkenntnisse zu verbessern. Die Kosten für diese Kurse trägt die Caritas.“
Aufholbedarf bei der Finanzierung
Mit Blick auf die letzten Debatten zu dem Thema zeigt sich Schwertner skeptisch, wenn immer wieder darüber diskutiert wird, ob die 24-Stunden-Betreuung auf Selbstständigenbasis verboten werden sollte. „Es gibt derzeit keine finanzierbare und arbeitsrechtlich umsetzbare Alternative zum Selbstständigenmodell“, betont Schwertner. „Die Gefahr wäre eine Rückkehr in die Illegalität.“ Denn die aktuell praktizierte Organisationsform wäre mit Dienstverträgen schwer umsetzbar.
Aufholbedarf ortet die Caritas aber dann, wenn es um eine Erhöhung und Anpassung der Fördermittel geht: „Die Förderung für die 24-Stunden-Betreuung deckt im Wesentlichen die Legalisierung der Betreuungskraft ab. Doch viele Menschen in diesem Land können sich diese Form der Betreuung nach wie vor nicht leisten und nehmen daher Angebote der Billigschiene wahr. Hier herrscht sicher Aufholbedarf“, betont Schwertner. Er fordert: „Es wäre nicht nur dringend an der Zeit, das Pflegegeld zu valorisieren, sondern auch die Zuschüsse, die der Bund an die Familien zahlt, zu erhöhen. Außerdem gilt es endlich jene Lücken zu schließen, die noch immer zwischen dem Angebot der mobilen Dienste und jenem der 24-Stunden-Betreuung klaffen.“