Mindestsicherung im Praxistest

Ein Jahr nach Einführung - Caritasdirektor Landau zieht Bilanz

Ein Jahr nach Einführung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung sieht Caritasdirektor Michael Landau einige Verbesserungen durch die Reform der Sozialhilfe. "Die Einführung war ein erster wichtiger und sinnvoller Schritt, um Österreich ein Stück armutsfester zu machen." Gerade in Wien bemühe man sich, der Einkommensarmut entgegen zu wirken, was in höheren Richtsätzen für Kinder, für Menschen mit Behinderung oder in höheren Leistungen für vorübergehend nichterwerbsfähige Menschen Ausdruck findet. Gleichzeitig sieht der Caritasdirektor im Praxistest neben Verbesserungen auch Verschlechterungen und ungelöste Probleme: "Probleme, die Menschen in Notsituationen vor massive Herausforderungen stellen." Wer nicht weiß, wie er über die Runden kommen soll, benötigt rasche Hilfe. Im Vollzug auf den Ämtern kommt es allerdings zu langen Bearbeitungszeiten, in der die MitarbeiterInnen die Zahl der Anträge kaum bewältigen. Wartezeiten bis zu drei Monaten sind keine Seltenheit. Hier sieht Landau dringenden Verbesserungsbedarf.

Die Erfahrungen der Caritas Sozialberatungsstellen zeigen auch den engen Zusammenhang von Armutsgefährdung und Arbeitslosigkeit. "Mindestsicherung ist keine soziale Hängematte sondern ein Sprungbrett. Und für dieses Sprungbrett braucht es entsprechende gestufte Angebote", so Landau. Es gehe vor allem auch darum, konkrete Maßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt zu gestalten. Die Caritas der Erzdiözese Wien engagiert sich seit über 20 Jahren im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik für langzeitarbeitslose Frauen und Männer mit Sozialhilfe- bzw. Mindestsicherungsbezug. Niederschwellige Angebote wie hke - handwerk kunst entwicklung, JE_TZT oder markt_platz helfen beim (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt. Arbeit meint immer mehr als Gelderwerb, es geht immer auch um soziale Integration, um Selbstwertgefühl und gesellschaftliche Anerkennung.