Spannende Diskussion beim zweiten Abend von „ZusammenReden“ in Gloggnitz
Gerade auf kommunaler Ebene ist das Thema „Vielfalt“ am stärksten erlebbar. Kommunikation ist der Schlüssel, um diese Diversität positiv zu nutzen und so einen Mehrwert für alle Menschen innerhalb einer Gemeinde zu erzielen. Rund 40 BesucherInnen verfolgten am 20. September in Gloggnitz den zweiten von vier Diskussionsabenden der Gloggnitzer Integrationsgespräche. Das Thema der Veranstaltung, die von der Caritas der Erzdiözese Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Gemeinde Gloggnitz organisiert wurde, lautete „Vielfalt als Chance“. Im Renner Museum in Gloggnitz diskutierte Kıymet Ceviz (Terra, Beratungszentrum für ältere Migrantinnen und Migranten) gemeinsam mit Erdal Kalayci (Zentrum für Sozial- und Integrationsprojekte, CeSIP) und Madeleine Petrovic (Klubobfrau Die Grünen NÖ) über die Frage, wie ein friedliches Zusammenleben innerhalb einer Gemeinde funktionieren kann. Geleitet wurde die Diskussion von Mari Steindl (Interkulturelles Zentrum).
„Wo kann man Vielfalt innerhalb einer Gemeinde am stärksten erleben und welche Spannungsfelder können daraus entstehen?“, wollte Moderatorin Steindl von ihrem Podium wissen. „Vielfalt sieht man überall“, war Ceviz überzeugt. „In Gemeindebauten, auf Spielplätzen, in Schulen, am Arbeitsplatz. Das Problem ist, dass Konflikte, die immer auftreten können, zumeist als kulturelle Konflikte wahrgenommen werden.“ Dem konnte Kalayci nur zustimmen. „Überall wo Menschen zusammenleben, kann es zu Konflikten kommen.“ Das sei aber viel mehr ein Problem von sozialen Schichten, nicht des Migrationshintergrundes, kritisierte der Politologe. „Negative Erfahrungen werden überbewertet“, suchte Petrovic nach einer Erklärung. „Die Menschen verallgemeinern gerne die negativen Erlebnisse.“ Den Schlüssel für ein besseres Zusammenleben sieht sie in der Kommunikation: „Durchs Reden kommen d´Leut zsamm.“ Man müsse auf Leute zugehen, um mögliche Spannungsfelder schon im Vorfeld auszuloten.
Das Publikum brachte sich anschließend engagiert in die Diskussion ein. „Vielfalt ist keine Einbahnstraße“, gab ein Besucher zu bedenken. „Wichtig ist es, dass beide Seiten aufeinander zugehen.“ „Das muss aber vorurteilsfrei passieren“, meinte ein anderer Besucher. „Wir neigen viel zu schnell dazu, Menschen in Schablonen zu pressen.“ „Auch MigrantInnen denken oft in Schablonen“, war Kalayci überzeugt. „Beide Seiten haben es verabsäumt, sich für die andere Seite zu interessieren.“ Zu der Frage nach möglichen Lösungsansätzen meinte Ceviz: „Man muss das Gefühl vermitteln, dass Vielfalt eine Bereicherung ist. Das braucht viel Aufklärung.“ „Aufklärung und Geduld“, war sich Kalayci sicher. „Viele Menschen mit Migrationshintergrund haben schlechte Erfahrungen gemacht.“ Bloße Angebote wären zu wenig, um diese Menschen in das Gemeindegeschehen mit einzubeziehen. „Ich denke, Schlüsselpersonen, also Menschen, die in beiden Welten zu Hause sind, könnten dabei behilflich sein“, meinte Petrovic abschließend. Wir alle müssten lernen, neugierig aufeinander zu werden.
Das nächste „ZusammenReden“ in Gloggnitz findet am 11. Oktober 2011 im Renner Museum, Rennergasse 2 statt. Juristin Sabine Aydt (Netzwerk für interkulturelle Weiterbildung in Österreich) wird dann gemeinsam mit Elisabeth Allgäuer-Hackl (Lehrerin BHS und VHS, Elternbildung und Fortbildungen zum Thema Mehrsprachigkeit) und Hubert Pöschl (pensionierter AHS-Lehrer, privater Integrationsbegleiter) zum Thema Sprache und Bildung diskutieren. Moderiert wird dieser spannende Abend von Verena Blaschitz (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im FWF-Projekt „Bildungserfolg bei Sprachtod?“). Beginn ist 19.00 Uhr.
"ZusammenReden" wird vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres und dem Europäischen Integrationsfonds gefördert.
Informationen zu allen weiteren Veranstaltungen in Gloggnitz finden Sie unter: www.zusammenreden.net/gloggnitz.