„Die Kunst, gut zu leben“ war der Titel des Demenz Meet Wien 2025: 170 Teilnehmende kamen zusammen, um zu zeigen: Ein gutes Leben mit Demenz ist möglich.
Gleich zu Beginn stellt Angela Pototschnigg die zentrale Frage des Tages: „Ist ein gutes Leben mit Demenz möglich?“ Für einen Moment wird es still im Saal. Dann fügt sie hinzu: „Eine Krankheit, die uns so viel nimmt – und am Ende fast alles?“
Angela kennt die Antwort. Sie lebt seit über zehn Jahren mit der Diagnose Demenz. Damals konnte sie sich ein lebenswertes Leben damit nicht vorstellen. Heute sitzt sie auf der Bühne des Demenz Meet Wien und sagt überzeugt: „Ein gutes Leben mit Demenz. Das geht!“
„Die Kunst, gut zu leben“ war der Titel des fünften Demenz Meet Wien, das am 12. Juni im Kardinal König Haus nach Schweizer Vorbild stattfand. 170 Betroffene, Angehörige, Fachleute und Interessierte fanden sich zu einem Austausch in lockerer Atmosphäre im 13. Bezirk zusammen. Demenz Meets möchten vor allem den Blick auf die positiven Seiten des Lebens richten – trotz und mit Demenz.
Die Caritas der Erzdiözese Wien organisierte das Event – gemeinsam mit PROMENZ, Alzheimer Austria, Dachverband Demenz Selbsthilfe Austria und der CS Caritas Socialis. Viele weitere Partner gestalteten das Demenz Meet mit: das Wien Museum, die TU Wien, die BMI Sicherheitsakademie, der Fonds Soziales Wien und die Donau Universität Krems, Radeln ohne Alter, Greencare Wald und viele andere mehr. Im Mittelpunkt des gemeinsamen Programms: das Miteinander und die Freude am Leben.
Das Gute in den Vordergrund stellen
Deshalb gab es beim Demenz Meet Wien auch heuer wieder alles, was das Leben schöner macht: Live-Musik, Yoga für Menschen mit Demenz, gutes Essen und viel Möglichkeit, um ins Gespräch zu kommen – zum Beispiel auf der „Piazza der guten Möglichkeiten“ mit Infoständen und Best Practice Beispielen für ein gutes Leben mit der Erkrankung, die viele betrifft: Laut dem kürzlich veröffentlichten Demenz Report leben derzeit rund 170.000 Menschen in Österreich mit einer Form von Demenz. 2050 könnten es schon über 290.000 sein.
„Die Frage nach dem Warum bleibt nach einer Diagnose unbeantwortet“, sagt Caritas-Direktor Klaus Schwertner, „Eine Sache stimmt mich jedoch zuversichtlich: Wir können füreinand‘ da sein, Orte und Zeit für ein Miteinander schaffen. Und das Gute in den Vordergrund stellen. Genau dafür steht das Demenz Meet.“
Wohnformen für Betroffene
Leben mit Demenz ist herausfordernd und stellt besondere Anforderungen. Es braucht Wissen, Akzeptanz, Verständnis, Respekt – und manchmal auch Humor und Zuversicht. Der Film „Alles ist relativ relativ“ zeigte das eindrücklich. Angela Pototschnigg, Stefan Koroschetz und Herwig Jüngling berichten darin aus ihrem Alltag.
Im Worldcafé ging es um die Frage: „Was ist für mich ein Zuhause?“ Welche Wohnform passt zu meinen Bedürfnissen? In den Gesprächen wurde klar: Damit jeder gut leben kann, braucht es passende Unterstützung, Assistenz und flexible Wohnmöglichkeiten.
„Versteckt euch nicht!“
Eine zentrale Botschaft an alle Betroffene formulierte der Weinviertler Gerhard Bauernfeind. Auch den Weinviertler erschütterte die Diagnose zunächst. Was ihm geholfen hat: Sich seinen Freund*innen anzuvertrauen. Als er auf der Bühne des Demenz Meets davon erzählt, ringt er mit den Tränen: „Alle haben es angenommen“, sagt er, „Dadurch ist es mir leichter gefallen, das Leben gut weiterzuleben“. Mit seinen Freund*innen hat Gerhard sogar nach der Diagnose den Großglockner bestiegen und ist beim Wien Marathon mitgelaufen. Gerhards Rat an alle Betroffen: „Versteckt euch nicht!“