Wer aktive Sterbehilfe nicht will, muss für optimale Sterbebegleitung sorgen. Daran erinnerten Kardinal Christoph Schönborn und Caritasdirektor Michael Landau am Gründonnerstag anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Mobiles Caritas Hospiz. „Österreich kann im Bereich der Sterbebegleitung für Europa ein gutes Beispiel geben. Die Parlamentsparteien haben 2001 gemeinsam klargestellt, dass es in Österreich keinen Raum für direkte Sterbehilfe, für Tötung auf Verlangen, für Euthanasie gibt,“ so Kardinal Schönborn, der an das Vermächtnis Kardinal Franz Königs erinnerte: „Menschen sollen an der Hand eines anderen Menschen sterben können, nicht durch die Hand eines anderen Menschen.“
Enormer Bedarf an stationären Hospizbetten
Konkreten Handlungsbedarf sieht Landau beim Angebot an stationären Hospizbetten: „Hier gibt es seit Jahren einen enormen Bedarf an Langzeiteinrichtungen, in denen sterbenskranke Menschen auch über mehrere Monate bis zum Lebensende betreut werden können. Plätze zum Sterben sind noch immer Mangelware und müssen oft aus der eigenen Tasche bezahlt werden.“ Der Dachverband Hospiz Österreich hat bundesweit einen Bedarf an rund 165 Hospizbetten errechnet, tatsächlich gibt es laut offizieller Statistik österreichweit nur ca. 45 Betten. Österreichweit gibt es lediglich zwei Tageshospize, eines in Salzburg und eines der Caritas in Wien. Hier muss die Finanzierung dieser wichtigen Einrichtungen, die Schwerstkranke und ihre Betreuungspersonen tageweise entlasten, endlich garantieren werden. Außerdem ist die 24-Stunden-Rufbereitschaft der mobilen Palliativteams in einigen Bundesländern noch immer nicht befriedigend geregelt. Landau: „Für eine verantwortungsvolle Versorgung und Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen ist ein dicht geknüpftes Versorgungsnetz und eine Rufbereitschaft rund um die Uhr gewährleisten notwendig.“
Existentielle Absicherung für Familienhospizkarenz
Aus Sicht der Caritas muss ein Rechtsanspruch auf existentielle Absicherung für die Zeit der Familienhospizkarenz eingeführt werden. 2007 haben gerade einmal 301 Personen über den Familienhospizkarenz-Härteausgleich eine Zuwendung erhalten. „Ohne eine entsprechende soziale Absicherung ist es für viele Menschen nicht möglich, sie können es sich schlicht weg nicht leisten, in Familienhospizkarenz zu gehen!“ ermahnt Landau, der sich eine entsprechende Absicherung durch eine Art Karenzgeld wünscht.
Zur Hospizarbeit gehört auch Angehörige über den Tod des geliebten Menschen hinaus zu unterstützen. Die Caritas Kontaktstelle Trauer unterstützt in enger Zusammenarbeit mit den Pfarrgemeinden Menschen in ihrer Trauer ganz konkret - durch Einzelgespräche und Begleitung in der Trauer. Kardinal Christoph Schönborn: „Die Todkranken und Sterbenden dürfen nicht alleingelassen werden, aber auch ihre Angehörigen nicht. In der Begegnung mit Menschen in dieser Extremsituation ist jeder aufgerufen, sich am Gleichnis vom Barmherzigen Samariter zu orientieren.“
Mobiles Caritas Hospiz in Zahlen
In Wien bietet das Mobile Caritas Hospiz etwa mit der Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit größtmögliche Versorgungsqualität für unheilbar kranke Menschen und ihre Angehörigen. In Niederösterreich hat das Mobile Caritas Hospiz zehn Hospizteams mit über 130 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die großteils die psychosoziale Begleitung der Kranken und ihrer Angehörigen sowie trauernden Menschen übernehmen. So haben etwa 2008 mehr als 240 haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Caritas der Erzdiözese Wien rund 1.600 Menschen in der letzten Lebensphase begleitet - palliativ-medizinisch, palliativpflegerisch, psychosozial und seelsorgerisch. Österreichweit betreut und begleitet die Caritas mit rund 900 haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen etwa 3900 PatientInnen in der letzten Lebensphase.
Rückfragehinweis:
Mag.(FH) Klaus Schwertner
Pressesprecher Caritas der Erzdiözese Wien
Tel.: 01/878 12-221
Fax: 01/878 12-9221
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E-Mail: klaus.schwertner(at)caritas-wien.at