Interessante Diskussion beim dritten Abend von „ZusammenReden“ in Korneuburg
Was haben Nationalismen der einheimischen und der zugewanderten Bevölkerung mit Integration zu tun? Die Diskussion dieser Frage verfolgten rund 40 BesucherInnen am 26. September beim dritten von vier Themenabenden der Korneuburger Integrationsgespräche, die von der Caritas der Erzdiözese Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Gemeinde Korneuburg organisiert werden. Im Sitzungssaal des Rathauses Korneuburg diskutierte Stefanie Mayer vom Institut für Höhere Studien gemeinsam mit Thomas Rammerstorfer von der Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit und Tülay Tuncel von der Wiener Integrationskonferenz. Moderiert wurde die Diskussion von Thomas Schmidinger (Politikwissenschaftler, Universität Wien).
„Obwohl Österreich ein staatsbürgerschaftliches Verständnis von Nation hat, sieht die Praxis leider anders aus“, stellte Mayer gleich zu Beginn des Abends fest. „Zugehörigkeit wird bei uns stark über Sprache, Glaube und Kultur definiert.“ „Was problematisch ist“, gab Tuncel zu bedenken. Besonders junge MigrantInnen hätten oft mit Zugehörigkeitsproblemen zu kämpfen. Tuncel ortete diesbezüglich große Versäumnisse in der österreichischen Politik. „Diese Zugehörigkeitsprobleme sind der Nährboden für rechtsradikale Bewegungen.“ Rammerstorfer, der sich in seiner Arbeit stark mit Nationalismen unter Jugendlichen auseinandersetzt, meinte zu dieser Problematik: „Radikale Gruppierungen unter jungen Menschen haben in den letzten Jahren stark zugenommen.“ Für Tuncel auch ein Problem der Bildung: „Das österreichische Schulsystem sollte sich verstärkt mit den Themen Faschismus und Nationalismus auseinandersetzen.“ Momentan würde politische Bildung hauptsächlich im Elternhaus stattfinden. „Kann politische Bildung ein Hebel sein, um Nationalismen entgegenzuwirken?“, wollte Moderator Schmidinger wissen. „Ja“, war sich Mayer sicher. Politische (Schul)Bildung sei eine Chance zum Perspektivenwechsel. „Man muss versuchen, jungen Menschen andere Denkweisen und Lebenswelten näherzubringen“.
Vizebürgermeisterin Helene Fuchs-Moser gab zu bedenken: „Die politische Bildung an Österreichs Schulen ist völlig unausgegoren.“ LehrerInnen seien zum Teil schlecht ausgebildet und könnten dieser Aufgabe deshalb nicht gerecht werden. Eine Besucherin sprach daraufhin die Gruppenbildung unter Jungendlichen an. „MigrantInnen schließen sich oft innerhalb ihrer eigenen Communities ab. Was kann man dagegen tun?“ „Das Problem ist, dass soziale Konflikte vielerorts als ethnische Konflikte wahrgenommen werden“, versuchte Rammerstorfer zu erklären. Solche Abschottungen seien das Resultat vieler persönlicher Kränkungen. Vereine und Communities würden Zugehörigkeit bieten, die anderswo nicht gegeben sind. „Junge Menschen mit Migrationshintergrund werden ausgegrenzt“, brachte es Tuncel auf den Punkt. „Rechtradikale Gruppierungen profitieren davon.“
Die Gesprächsreihe „ZusammenReden“ wird vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres und dem Europäischen Integrationsfonds gefördert. Alle Termine auf: www.zusammenreden.net/korneuburg
Letztes „ZusammenReden“ in Korneuburg am 7. November
Neben einer Lesung des Autors Erich Hackl werden David Jarju und Martin Just, ein Tandem (Gambia/Österreich) des Caritas-Projektes „Neuland“, gemeinsam mit Eva Schuster aus ihren Werken lesen und spielen.
WANN: 7. November 2011, Beginn 18 Uhr
WO: Rathaus, Sitzungssaal, Hauptplatz 39, Korneuburg