Elisabeth Steiner, Florian Kröppel und Sarah Bárci für sozial engagierten Journalismus ausgezeichnet
Donnerstag Abend wurden in Wien zum neunten Mal Journalistinnen und Journalisten mit dem Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnen Preis ausgezeichnet. Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes von Prälat Leopold Ungar von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben wird, ist mit 20.000 Euro der höchstdotierte JournalistInnenpreis Österreichs. Elisabeth Steiner, Kärnten-Korrespondentin von „Der Standard“ ist die Preisträgerin in der Kategorie Print. In der Kategorie TV wurde am Donnerstag Abend der Journalist Florian Kröppel für den Film „Bettler“ in der Sendereihe „kreuz und quer“ der ORF Hauptabteilung Religion im Fernsehen ausgezeichnet. In der Kategorie Hörfunk überzeugte Sarah Bárci mit dem Beitrag „Es wäre dann Zeit zu gehen“ in der Ö1 Sendereihe „Moment Leben Heute“. Alexia Weiss wurde für den Blog der Wiener Zeitung „Jüdisch leben“ mit einem Förderpreis geehrt. Das Redaktionsteam der Integrationsseite der Wiener Zeitung wurde aufgrund des hervorragenden und nachhaltigen Engagements ebenfalls mit einem dotierten Förderpreis ausgezeichnet.
„Der Preis ist eine Auszeichnung für herausragende journalistische Leistung. Prälat Ungar sagte einmal ‚Unsere Aufgabe ist es nicht, alle Probleme zu lösen, aber alles zu tun, was wir können – und wenn es nur wenig ist!‘ “, so Caritasdirektor Michael Landau. „Mit ihrer Arbeit tragen die Preisträgerinnen und Preisträger nicht nur ein wenig, sondern wesentlich dazu bei: Sie ecken an, hinterfragen kritisch, decken Ungerechtigkeiten auf, entkräften Vorurteile mit Fakten oder halten dagegen, wenn die Sozialschmarotzerkeule geschwungen wird. Es sind Journalistinnen und Journalisten, die nicht den einfachen Weg gehen, und denen soziale Themen ein persönliches Anliegen sind.“ Generaldirektor Klaus Buchleitner würdigte den Medienpreis „als besonders wichtigen Teil der Partnerschaft zwischen der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien.“ Diese Partnerschaft zeige sich auch in der Unterstützung des Mobilen Hospiz Teams, in der Kardinal Franz König Patenschaft für die Gruft oder dem gemeinsamen Engagement im Bereich Integration. Buchleitner erinnerte auch an Prälat Leopold Ungar den unbequemen Mahner. Buchleitner: „Wenn wir heute Journalistinnen und Journalisten ehren und auszeichnen, dann ist der unbequeme Namensgeber dieses Preises auch Programm und Leitlinie: Beim Namen nennen, was sich nicht hinter schönen Worten verbergen soll. Mut zu den Ecken und Kanten haben. Aber auch sich selbst nicht hinter den wohl gesetzten Worten verstecken.“ Mit dem Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis werden herausragende journalistische Leistungen prämiert, die Toleranz und Verständnis im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen fördern und sich mit sozialpolitischen Themen wie Armut, Obdachlosigkeit, Migration, Flucht, Alter, Krankheit oder Diskriminierung auseinander setzen.
Die PreisträgerInnen des Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreises 2012
Die Kärnten-Korrespondentin der Tageszeitung „Der Standard“ Elisabeth Steiner überzeugte in der Kategorie Print mit ihrer Berichterstattung über die inzwischen geschlossene „Sonderbetreuungsanstalt für mutmaßlich kriminelle Asylwerber“ auf der Saualm/Kärnten. Elisabeth Steiner habe seit der Eröffnung der „Saualm“ stets die jahrelangen Auseinandersetzungen bis hin zu ihrer Schließung dokumentiert und ihre Kritik an der Einrichtung immer wieder erneuert. „Das Aufdecken von skandalösen und menschenrechtswidrigen Zuständen, sodass darüber nicht mehr hinweggesehen werden kann, dieser wichtigen Aufgabe des kritischen Journalismus wird Elisabeth Steiner voll gerecht“, urteilte die Jury. Steiner habe ihre Einwände, trotz einiger Widrigkeiten, immer weiter formuliert und damit die Aufgabe kritischer Bundesländerberichterstattung vorbildlich erfüllt. Zusätzlich wurde in der Kategorie Print heuer ein Förderpreis für hervorragende journalistische Leistungen an die Redaktion der Integrationsseite der Wiener Zeitung vergeben.
Der Journalist Florian Kröppel habe mit seiner Dokumentation für die ORF-Sendereihe „kreuz und quer“ mit dem Titel „Bettler“ beste Aufklärungsarbeit geleistet, war sich die Jury in der Kategorie TV einig. In seiner Dokumentation sei es ihm gelungen, Vertrauen zu seinen ProtagonistInnen aufzubauen und einen intimen Einblick in ihre Welt zu bekommen. Der Film zeigt einfühlsam bettelnde Menschen und ihren Lebenshintergrund und entkräftet damit Vorurteile. „Damit wird das Ziel des Prälat Leopold Ungar Preises, Toleranz und Verständnis im Umgang mit Menschen an den Rändern der Gesellschaft zu fördern, in vorbildlicher Weise erfüllt“, urteilte die Jury.
Sarah Bárci wurde in der Kategorie Hörfunk für ihre Sendung „Es wär dann Zeit zu gehen“ in der Ö1-Sendereihe „Moment Leben Heute“ ausgezeichnet. Das Erwachsenwerden von körperlich oder intellektuell beeinträchtigten Kindern ist ein Thema, das in der Gesellschaft weitgehend unbekannt ist. Aufgrund ihrer Behinderung können sie nicht einfach das Elternhaus verlassen und ein selbstbestimmtes Leben führen. Diese Problematik greift Sarah Bárci in ihrem Beitrag anhand von zwei Familien auf. „Mit großer Sensibilität vermittelt die Sendungsgestalterin die Gedanken und Gefühle von Eltern, die ein behindertes Kind über Jahrzehnte betreut hatten und schließlich die Entscheidung getroffen haben, zum Besten des erwachsenen Kindes ‚loszulassen‘“, urteilte die Jury.
In der Kategorie Online, wurde heuer ein Förderpreis an die Wiener Journalistin und Autorin Alexia Weiss für den Blog „Jüdisch leben“ auf www.wienerzeitung.at vergeben. Dass in der Kategorie Online kein Hauptpreis vergeben wurde, führt die Jury unter anderen auf die prekären Arbeitsbedingungen im Onlinejournalismus in Österreich zurück. Den Online-RedakteurInnen fehle es sowohl an Zeit und entsprechendem Einkommen, um sich auf soziale Themen zu konzentrieren. Dieser Umstand tut jedoch den Verdiensten des ausgezeichneten Blogs von Weiss keinen Abbruch. Sie bloggt mit journalistischer Professionalität über Ereignisse, Kontroversen und Feste der jüdischen Community, die schlimmster Verfolgung ausgeliefert war und bis heute mit massiven Vorurteilen konfrontiert ist. „Das Judentum und die jüdischen Gemeinden sind Teil der österreichischen Gesellschaft, aber den meisten Nicht-Juden völlig unbekannt, Alexia Weiss schildert unprätentiös den österreichisch-jüdischen Alltag von heute“, so die Jury.
Anerkennungspreise wurden in der Kategorie Print an Jutta Sommerbauer (Tageszeitung „Die Presse“) und an Werner Hörtner (Magazin „Südwind“) vergeben. In der Kategorie TV wurden Maria Katharina Moser (ORF-Sendereihe „Orientierung“) sowie an Patrick Budgen (ORF Wien Heute) ausgezeichnet. Die Anerkennungen im Bereich Hörfunk gingen an Sarah Kriesche (Radio Wien), sowie Andreas Zinggl (Ö1 Journal Panorama).