„Vielfalt erkennen, Ängste abbauen!“

Spannende Diskussion beim ersten Abend von „ZusammenReden“ in Guntramsdorf zum Thema „Religion und Alltag“, 18. März 2013

„Wer miteinander spricht, lernt sich besser kennen.“ Unter diesem Motto startete die Caritas Wien (Asyl und Integration NÖ) am 18. März 2013 die „Guntramsdorfer Integrationsgespräche“. Ziel der Dialogreihe, die an zwei Abenden mit mehreren Round-Tables in Guntramsdorf stattfindet, ist es, sich über Themen im Integrationsbereich auszutauschen, miteinander auf Augenhöhe zu diskutieren und so zu einem besseren Zusammenleben in der Gemeinde beizutragen.


Im Rathaus diskutierten Soma Ahmad vom Forum Emanzipatorischer Islam gemeinsam mit Dudu Kücükgöl (Muslimische Jugend Österreich), dem katholischen Pfarrer Emeka Emeakaroha und rund 50 interessierten BesucherInnen. Moderiert wurde der spannende Abend von Politikwissenschafter Thomas Schmidinger.

In ihren Eingangsstatements zu Beginn des Abends erhielten die ReferentInnen die Möglichkeit, sich selbst im Thema „Religion und Alltag“ zu verorten. Dabei wurde über Selbst- und Fremdwahrnehmung und die Rolle von Religion für Integrationsbelange debattiert. „Innerhalb von Gemeinden wie Guntramsdorf ist es wichtig, offen aufeinander zuzugehen“, so Soma Ahmad. „Trotzdem dürfen wir nicht die politische und die mediale Dimension von Religion übersehen. Alle Seiten müssen erkennen, dass es Vielfalt nicht nur zwischen, sondern zusätzlich auch innerhalb von Religionsgemeinschaften gibt.“ Für Dudu Kücükgöl ist Religion zwar nicht der Mittelpunkt von Integrationsbemühungen, aber dennoch ein Teil davon: „Religion kann ein Weg sein, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Als der katholische Pfarrer Emeka Emeakaroha das Einigende u.a. daran festmachte, dass „alle Menschen an einen Gott glauben“, wies Thomas Schmidinger darauf hin, dass solche Überlegungen AtheistInnen völlig ausklammere: „Es sollte generell mehr darum gehen, wie wir – egal ob wir einer Religion angehören oder nicht – als Gesellschaft mit unterschiedlichen Vorstellungen umgehen und Ängste abbauen können.“

Konstruktiv und vielfältig verliefen auch die anschließenden Diskussionen in den vier Kleingruppen. Dabei wurde die Frage von Religionsunterricht in der Schule ebenso zum Thema wie die öffentliche Wahrnehmung des Islam in Österreich. Einig waren sich alle, dass Kommunikation der Schlüssel ist, um Missverständnisse ab- und Toleranz aufzubauen. Eine Teilnehmerin dazu: „Jeder einzelne von uns kann und muss Integrationsarbeit leisten. Wir müssen die Scheu voreinander abbauen und offen auf andere zugehen lernen.“

„Ich glaube, es ist wichtig, uns gegenseitig in einer größeren Vielfalt wahrzunehmen“, meinte Thomas Schmidinger zum Abschluss des Abends. Der erste Schritt dazu wurde in Guntramsdorf bereits am selben Abend getan: Eine Gruppe junger Musliminnen wünschte sich eine Führung durch die katholische Kirche im Ort, die nun in die Wege geleitet wurde.

Das nächste „ZusammenReden“ in Guntramsdorf findet am 27. Mai 2013 um 18:30 Uhr in der Aula der Mittelschule Guntramsdorf statt. Autor Andreas Salcher wir dann gemeinsam mit Doris Englisch-Stölner (Sprachförderzentrum Wien) und AHS-Lehrer Damien Agbogbe (Wiener Integrationskonferenz) zum Thema „Partizipation und Kindergarten/Schule“ diskutieren. Moderiert wir der Abend von Elisabeth Allgäuer-Hackl (Lehrerin, Elternbildung und Fortbildung zum Thema Mehrsprachigkeit).

„ZusammenReden“ wird vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres, dem Europäischen Integrationsfonds, der Niederösterreichischen Dorf- und Stadterneuerung sowie den teilnehmenden Gemeinden gefördert.

Detaillierte Informationen zur Veranstaltungsreihe „ZusammenReden“ finden Sie unter: www.zusammenreden.net