Spannende Debatte um Integration und Bildung beim zweiten Themenabend der „ZusammenReden“- Integrationsgespräche in Korneuburg
Welche Rolle spielt Bildung für die Integration von MigrantInnen? Wie sinnvoll sind „Integrationsklassen“? Und wie sollen sprachliche Defizite ausgeglichen, wie Mehrsprachigkeit gezielt genutzt und gefördert werden? Über diese und viele andere spannende Fragen diskutierten am 25. April rund 40 Besucherinnen und Besucher der Korneuburger Integrationsgespräche, die von der Caritas Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Stadtgemeinde Korneuburg organisiert werden. Im großen Sitzungssaal des Rathauses diskutierte Integrationsexperte Simon Burtscher-Mathis gemeinsam mit Bernadette Wittmann (Stadträtin für Bildung Korneuburg) und Rüdiger Teutsch vom Bmukk (Referat für Diversitäts- und Sprachenpolitik, Sonderpädagogik und inklusive Bildung). Moderiert wurde der Abend von Journalist und Leiter von M-Media Simon Inou.
„Wir müssen das Bild von MigrantInnen in Österreich radikal ändern“, bemerkte Inou gleich zu Beginn des Abends. Dieses werde durch die Medien ebenso wie durch einseitige und oft diskriminierende Darstellung in Schulbüchern transportiert und verfestigt. Wittmann pflichtete dem bei und bedauerte, dass „die Begriffe Integration und MigrantIn immer mit Problemen in Verbindung gebracht werden“. Das Bild, das sie bei ihrer Tour durch die Kindergärten und Schulen der Gemeinde im Hinblick auf Vielfalt und Integration bekommen habe, sei ein durchaus positives.
Nach Meinung von Teutsch bedarf es im österreichischen Bildungssystem noch vieler Veränderungen. Er bemängelte, dass es noch immer viel zu wenige Lehrkräfte mit Migrationshintergrund oder Behinderung gäbe. „Das Lehrpersonal stellt eine Parallelgesellschaft dar, es spiegelt nicht die Diversität in den Klassenzimmern wieder.“
Burtscher-Mathis ergänzte, dass laut einer aktuellen Studie bei der 2. Generation von nach Österreich zugewanderten Menschen zwar ein Bildungsaufstieg zu verzeichnen sei, die Gruppe im Vergleich zu Kindern aus österreichischen Familien im Bildungssystem aber noch immer benachteiligt sei. „Diese Defizite kann die Schule alleine nicht ausgleichen, hier ist die gesamte Gesellschaft gefordert!“ Er plädiert daher für einen frühen Schuleinstieg und eine spätere Selektion durch Gesamtschulen und Ganztagsschulen, um die Kinder optimal zu fördern.
Hitzig wurde die Debatte, als es darum ging, ob sich SchülerInnen mit nicht-deutscher Muttersprache in den Pausen in ihren Erstsprachen unterhalten dürfen. Eine Besucherin warf ein, dass Mehrsprachigkeit als Potential sichtbar gemacht und nicht als Problem betrachtet werden dürfe. „Kinder mit Migrationshintergrund sprechen häufig mehrere Sprachen, österreichische Kinder oft „nur“ Deutsch.“ Hierzu seien gezielte Maßnahmen der Sprachförderung notwendig. „In Zeiten der Autonomie der einzelnen Schulen steht und fällt Integration und Sprachförderung mit der Schulleitung, sie entscheidet, wo die Prioritäten gesetzt werden, personell und finanziell“, ist sich Vizebürgermeisterin und Direktorin der Polytechnischen Schule Helene Fuchs-Moser sicher.
Trotz aller Missstände und dem Optimierungsbedarf im österreichsuchen Schulsystem stellte Inou abschließend fest, dass „wir zwar keine gemeinsame Vergangenheit, aber eine gemeinsame Zukunft haben, und die können wir gemeinsam gestalten“.
Die Korneuburger Integrationsgespräche werden in Zusammenarbeit zwischen der Caritas Wien (Asyl & Integration NÖ) und der Stadtgemeinde Korneuburg veranstaltet und vom Land Niederösterreich, der niederösterreichischen Dorf- und Stadterneuerung, dem Europäischen Integrationsfonds und vom Bundesministerium für Inneres gefördert.
Alle Details zu den Integrationsgesprächen finden Sie unter: www.zusammenreden.net