„Wertschätzung und gegenseitiges Vertrauen fördern“

Erfolgreiche Abschlussveranstaltung der Guntramsdorfer Integrationsgespräche am 27. Mai 2013

Über Elternpartizipation in Schule und Kindergarten und die Frage, ob eine gute Beziehung zwischen Eltern und LehrerInnen die Integration fördern kann, diskutierten auf Einladung der Caritas Wien (Asyl & Integration NÖ) und der Gemeinde Guntramsdorf Andreas Salcher, Buchautor und Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule, Doris Englisch-Stölner vom Sprachförderzentrum Wien, Damian Agbogbe, AHS-Lehrer und Vorstand der Wiener Integrationskonferenz, sowie Gastgeberin Christa Friedl, Direktorin der Neuen Mittelschule Guntramsdorf, gemeinsam mit rund 50 interessierten BesucherInnen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Elisabeth Allgäuer-Hackl, Lehrerin und Erwachsenenbildnerin zum Thema Mehrsprachigkeit. „Eines dürfen wir nie vergessen, wenn wir von Schule, Bildung und Elternpartizipation reden: dass es bei all diesen Bemühungen um die Kinder geht“, eröffnete sie die Diskussion.

„Eines der wichtigsten Prinzipien einer funktionierenden Schule ist das Prinzip der Wertschätzung“, so Andreas Salcher. Er betonte die Wichtigkeit von Beziehungsarbeit in der Schule, denn über eine persönliche Beziehung zwischen SchülerInnen und LehrerInnen könne das Lernen viel einfacher und natürlicher funktionieren. „Für solche Dinge muss einfach an jeder Schule Zeit zur Verfügung gestellt werden.“

Damian Agbogbe sprach über seine eigenen Erfahrungen als Lehrer an einer österreichischen und französischen Schule in Wien. „Leider mangelt es an unseren Schulen oft an Wertschätzung und gegenseitigem Vertrauen zwischen Eltern und Lehrern. Eine optimale Lösung dafür wäre das sogenannte soziale Lernen“, schlägt Agbogbe vor. Soziales lernen bedeute die Zusammenarbeit mit den Eltern in einem Umfeld, wo Vielfalt tatsächlich anerkannt wird. In so einem Umfeld werde die Stärke der Schwachen betont und dadurch ein sozialer Raum geschaffen, in dem Sprachschwierigkeiten verschwänden. Des Weiteren betonte er die Wichtigkeit von MigrantInnen- und Kulturvereinen: „Die Schulen sollten mit solchen Vereinen kooperieren und sich vernetzen, dann können Eltern gewonnen werden.“

Als ein großes Problem wurde die Tatsache erkannt, dass viele SchülerInnen die eigene Muttersprache nicht gut beherrschen: „Der Muttersprachenunterricht sollte in den Regelunterricht integriert und nicht wie bisher getrennt abgehalten werden. Nur so wird diesen Sprachen die nötige Zeit und Wichtigkeit eingeräumt“, so Doris Englisch-Stölner.
Auch Christa Friedl betont die Rolle der Muttersprache und berichtet von den innovativen Projekten, die an der Neuen Mittelschule Guntramsdorf durchgeführt werden: „Bei uns findet das erwähnte soziale Lernen statt. Die Lehrer pflegen eine persönliche Beziehung zu den Schülern und die Eltern werden durch verschiedene Projekte einbezogen. Dieser Zugang trägt zu einer größeren Wertschätzung bei.“

Andere LehrerInnen erzählten ebenso von positiven Erfahrungen an ihren Schulen, wie bspw. die sogenannten KEL-Gespräche (Kinder-Eltern-LehrerInnen) oder die regelmäßige Unterstützung durch eine Sozialarbeiterin. Zudem betonten mehrere Anwesende die Notwendigkeit einer Ganztagesschule, um alle Kinder optimal fördern zu können. Dies dürfe jedoch nicht in Unterrichtszeit und Nachmittagsbetreuung geteilt werden, sondern müsse ein integriertes Konzept sein, bei dem Unterricht, Freizeit, soziales Lernen etc. ineinanderfließen.

Zum Abschluss des Abends fasste Moderatorin Allgäuer-Hackl zusammen: „Eines der wichtigsten Prinzipien, die ich bei den Fortbildungen zum Thema Eltern-Lehrer-Beziehung immer wieder betone, ist die Wahrnehmung. Wir müssen zuerst versuchen, die jeweiligen Personen in ihrer Wirklichkeit und Lebenssituation wahrzunehmen, ohne sie gleich zu beurteilen. Vor allem müssen wir die Eltern wertschätzen, nur so kann man gemeinsame Lösungen und Kompromisse finden.“

„ZusammenReden“ wird vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres, dem Europäischen Integrationsfonds, der Niederösterreichischen Dorf- und Stadterneuerung sowie den teilnehmenden Gemeinden gefördert.

Alle Details zu den Integrationsgesprächen finden Sie unter: www.zusammenreden.net