Wie kann soziale Vielfalt friedlich gelebt werden – zum Nutzen aller Kremserinnen und Kremser? Wie kann man skeptischen BürgerInnen Vielfalt „schmackhaft“ machen?
Die letzte Veranstaltung der Kremser Integrationsgespräche stand im Zeichen der Vielfalt. Eine angeregte Diskussion mit rund 40 interessierten BürgerInnen führten der Bürgermeister von Krems, Reinhard Resch, Gudrun Biffl von der Donau Universität Krems und Murat Düzel vom Integrationsservice der NÖ Landesakademie. Es moderierte die Chefredakteurin von M-MEDIA, Clara Akinyosoye. Die Integrationsgespräche werden von der Caritas Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Stadt Krems und dem Verein Impulse – Krems Interkulturell organisiert.
Niederösterreich und Krems sind Spitzenreiter der Vielfalt
„Es gibt kein Bundesland, das eine so hohe Vielfalt aufweist wie Niederösterreich“, so Gudrun Biffl. In Niederösterreich haben Menschen aus 160 Nationen ihren Hauptwohnsitz, allein in Krems sind es 95 Nationen, und sogar 106, wenn man auch Nebenwohnsitze berücksichtigt, weiß Bürgermeister Reinhard Resch. Vielfalt ist also Normalität in Krems. „Ich bin eine Einheimische!“, ruft eine Frau aus dem Publikum, deren Familie zugewandert ist, mit großer Überzeugung, und beweist, dass „Integration“ völlig unproblematisch erfolgen kann.
Keine medizinische Versorgung, kein Wirtschaftsstandort ohne MigrantInnen
Einig ist sich das Podium über den hohen Nutzen, den Migration für Niederösterreich bringt. „Das österreichische Gesundheitssystem würde ohne MigrantInnen zusammenbrechen“, so Resch. Nicht nur in der Pflege sind MigrantInnen unerlässlich, auch die sehr schwer zu besetzenden Arztpraxen in ländlichen Regionen werden oft nur von zugewanderten MedizinerInnen übernommen. MigrantInnen haben erheblich dazu beigetragen, den Wirtschaftsstandort NÖ zu sichern, weiß Biffl. Anerkannt wird dies jedoch meist nicht. „Meinen Vater, den Gastarbeiter, haben sie mit Blasmusik begrüßt – nun wollen sie uns am liebsten mit Blasmusik zurückschicken“, meint eine Bürgerin mit türkischem Hintergrund betroffen. Biffl wünscht sich ein Museum der Migration in NÖ, um diesen Beitrag angemessen zu würdigen.
Aufforderung zum Mut – Raus aus der Komfortzone!
„Wie kann man die Vielfalt jenen BürgerInnen schmackhaft machen, die davon nichts halten?“, so die Frage der Moderatorin Clara Akinyosoye. Bürgermeister Resch empfiehlt, sich der Auseinandersetzung zu stellen und Probleme klar und sachlich anzusprechen. „Das schlechteste, was man in der Politik machen kann, ist, wegschauen und weghören. Man muss Stellung beziehen.“
Düzel spricht sich für ein ganzheitliches Integrationsverständnis aus – weder MigrantInnen allein noch Einheimische allein können etwas bewegen. „Integration beginnt mit der Begegnung und endet oft auch schon wieder damit, falls die Begegnung nicht gut verlaufen ist“, konstatiert er, und fügt kritisch hinzu: „Es gibt auch einzelne MigrantInnengruppen oder Vereine, bei denen ich diese Offenheit im Sinne der Wechselseitigkeit vermisse.“ Düzel wünschte sich daher abschließend von allen BewohnerInnen Mut zu zeigen und aufeinander zuzugehen: „Mit den anderen reden statt über sie, Begegnung wagen, Begegnung ausprobieren!“
„ZusammenReden“ wird vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres, dem Europäischen Integrationsfonds, der Niederösterreichischen Dorf- und Stadterneuerung sowie den teilnehmenden Gemeinden gefördert.
Mit dieser Veranstaltung endet die Reihe „ZusammenReden“. Detaillierte Informationen zur Veranstaltungsreihe „ZusammenReden“ finden Sie unter: www.zusammenreden.net.