„Lernen macht Schule“: Gemeinsam gegen den Bildungslockdown

Die Corona-Krise brachte für armutsbetroffene Familien neben finanziellen Sorgen auch die Herausforderung Homeschooling und Distance Learning mit sich. Oft fehlte die technische Ausstattung, viele Eltern konnten bei der Bewältigung der Aufgaben nicht unterstützen. Darüber hinaus fehlten außerschulische Angebote zur Förderung von Kreativität und sozialer Integration. „Besonders Kinder, die in beengten Verhältnissen wohnen, litten sehr unter der Isolation. Sie waren mit den Aufgabenstellungen oft überfordert, hatten zum Teil große Angst, in der Schule zu versagen und das Schuljahr wiederholen zu müssen“, sagt Klaus Schwertner, gf. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien mit Verweis auf eine entsprechende Studie des Instituts für Höhere Studien: „Bildungsarmut wird in Österreich noch immer vererbt und gerade für die Zeit der Krise muss gelten: Bildungsarmut darf nicht ansteckend sein. Der Bildungsgrad der Eltern entscheidet meist darüber, welchen Bildungsgrad die Kinder später einmal haben werden. Diesen Kindern fehlt schon in jungen Jahren der entscheidende Startvorteil. Das ist nicht neu. Doch durch die Krise wurde diese Situation zusätzlich verschärft.“

Seit 2010 bringt „Lernen macht Schule“ – die Initiative von Caritas, Wirtschaftsuniversität Wien und REWE Group armutsbetroffene Kinder mit Studierenden zusammen. Auch im vergangenen Ausnahmejahr wurden wöchentlich knapp 260 Kinder in diesem Rahmen von etwa 130 WU-Studierenden betreut. Den Umständen angepasst wurde online, aber auch – unter Einhaltung strenger Hygienebestimmungen – persönlich miteinander gelernt. „Bildung braucht faire, gleiche Chancen. Die Buddies haben gerade im Jahr der Pandemie einen unverzichtbaren Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit geleistet. Gemeinsam mit unseren Partnern REWE und WU Wien eint uns die Überzeugung: Kein Kind darf verloren gehen“, so Schwertner, der sich nicht nur bei den Studierenden, sondern auch bei den Gründungspartnern REWE und WU Wien und den langjährigen Unterstützern Unilever, Umdasch und Almdudler ausdrücklich bedankt. „Für viele Kinder konnte das Projekt einen echten Bildungslockdown verhindern.“

Für die betreuten Kinder war die verlässliche Begleitung durch die Buddies von großer Bedeutung. EU-Jugendbotschafter Ali Mahlodji ist in diesem Jahr auch Botschafter von „Lernen macht Schule“: „Projekte wie ‚Lernen macht Schule‘ sind aus zwei Gründen so wichtig: Erstens, weil man in Österreich alles erreichen kann, wenn man die richtige Unterstützung hat und, zweitens, weil es für junge Menschen keine bessere Persönlichkeitsentwicklung gibt, als andere zu begleiten.“

Margarethe Rammerstorfer, Vizerektorin für Lehre und Studierende der WU betont: „Die Bindung zwischen den Kindern und den Lernbuddys ist sehr eng, die Studierenden erwerben in der Arbeit mit Kindern zentrale Kompetenzen, gleichzeitig sehen die Kinder und Jugendlichen zu ihren Vorbildern auf und entwickeln dabei nicht nur Sozialverhalten und Sprachkompetenz – sie bekommen vor allem auch ein gestärktes Selbstvertrauen. Das Programm ermöglicht jedenfalls neue Perspektiven und vermittelt gleichzeitig, dass Bildung der Schlüssel für eine bessere Zukunft ist“.

Marcel Haraszti, Vorstand REWE International AG erklärt, warum dem Unternehmen soziale Verantwortung wichtig ist: „Gemeinnütziges Engagement, insbesondere die Unterstützung und Förderung von Kindern und Jugendlichen ist in der Unternehmenskultur der REWE Group fest verankert. Daher ist das Projekt ‘Lernen macht Schule‘ für uns eine Herzensangelegenheit, die Kindern Chancengleichheit bringt. Eine Investition in die Bildung unserer Kinder ist eine Investition in die Zukunft. Durch die Corona-Krise hat sich die Situation für viele Kinder aus sozial benachteiligten Familien noch weiter verschlechtert. Daher war es uns wichtig, dass wir die Lernunterstützung durch Digitalisierung und ein verstärktes Engagement der Lernbuddys in dieser schwierigen Zeit aufrechterhalten konnten.“

Über „Lernen macht Schule“
 

Als die Initiative vor elf Jahren gestartet wurde, engagierten sich 50 WU-Studierende, um mit rund 80 Kindern und Jugendlichen zu lernen. Seither wuchs die Gruppe der Teilnehmer*innen bei „Lernen macht Schule“ stetig an: Insgesamt waren bis dato rund 1.250 Studierende aktiv und haben dabei mehr als 120.000 Stunden freiwillige Arbeit geleistet. Seit 2016 sind die WU-Studierenden auch als musisch-kreative Vorbilder aktiv. Bisher haben sich bereits 71 Studierende als Musikbuddys engagiert. Auch im vergangenen Jahr wurde wöchentlich mit rund 20 Kindern zwischen 6 und 12 Jahren geprobt, vorwiegend online.

Lernen macht Schule