Integrationsgespräche Wien

"Gekommen, um zu bleiben?"

Bild: Nertila Furriku (Caritas Sozialberatung), Elke Beermann (Caritas, Bereichsleitung „Hilfe in Not“), Thomas Trattner (FSW Wien), Christian Fackler (Caritas Rückkehrhilfe), Miriam Lehner (Caritas, Teilbereichsleitung „Asyl und Integration), Karin Knogl (Caritas, Asylzentrum), Andrea Götzelmann-Rosado (IOM)

 

„Gekommen, um zu bleiben?“ lautete der Titel der Integrationsgespräche, in deren Rahmen am 29.9.2017 das Caritas Asylzentrum und das Caritas-Projekt ZusammenReden zum Anlass des Langen Tags der Flucht dazu einluden, über Grundversorgung, Integration und freiwillige Rückkehr von Geflüchteten zu sprechen. Andrea Götzelmann, Christian Fackler, Thomas Trattner, Elke Beermann und Nertila Furriku wurden von der Moderatorin Alicia Allgäuer als ExpertInnen am Podium begrüßt. Etwa 60 Personen kamen im Asylzentrum im 9. Bezirk zusammen, um die Arbeitsfelder näher kennenzulernen und sich über das Asylwesen in Wien auszutauschen.


"Wien hat immer von den Flüchtlingen profitiert"

Als Beratungsstelle, die „versucht, soziale Nöte von AsylwerberInnen abzufangen“, beschreibt Elke Beermann, Leiterin des Bereichs „Hilfe in Not“ der Caritas das Asylzentrum. Es ist mit ca. 100 MitarbeiterInnen eine der größten Einrichtungen der Caritas Wien, wo unter anderem Beratung zur Grundversorgung für AsylwerberInnen stattfindet. Diese deckt die dringendsten menschlichen Bedürfnisse von AsylwerberInnen, wie z.B. Unterkunft, Verpflegung und Krankenversicherung, ab. Die KlientInnen des Asylzentrums lassen sich laut Nertila Furriku, Leiterin der Sozialberatung, in zwei große Gruppen einteilen: jene, die noch keine Grundversorgung beziehen und Unterstützung bei der Beantragung brauchen, und die, die sie bereits beziehen und Beratung in anderen Fragen benötigen. 

Ein besonders wichtiger Partner des Asylzentrums ist der Fonds Soziales Wien, der seit 2004 für die Grundversorgung in Wien zuständig ist. Seit 2017 gehört neben einer Erstanlaufstelle, der organisierten Unterbringung von Geflüchteten und einer allgemeinen Beratungsstelle auch Integration, etwa in Form von Deutschkursen, zur Agenda des FSW. „Jetzt haben wir ein gutes und tragfähiges System in der Flüchtlingshilfe“, ist Thomas Trattner, Leiter der Abteilung Flüchtlingshilfe, überzeugt. Ein System, das sich lohnt, denn „Wien hat immer von den Flüchtlingen profitiert – auch finanziell – und wird es auch weiter tun“, so Trattner.

 

Von der Perspektivenabklärung zur Re-Integration

Doch auch die Abklärung von Perspektiven sei ein bedeutender Teil der Beratung, betont Beermann und streicht damit den Stellenwert der Rückkehrhilfe zur freiwilligen Rückkehr hervor, die ebenso im Asylzentrum unter der Leitung von Christian Fackler angeboten wird. Fackler erklärt, dass es darum geht, die vorhandenen Perspektiven aufzuzeigen und Menschen dabei zu helfen, eine Entscheidung zu treffen. Letztendlich sollte diese aber bei der Person bleiben, betont Fackler und warnt: „Die freiwillige Rückkehr ist ein schlechtes Instrument, um eine Ausreise zu erzwingen.“ Die Wichtigkeit der Freiwilligkeit streicht auch Andrea Götzelmann von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hervor. Diese sei nur gegeben, wenn jemand eine Entscheidung basierend auf guten Informationen treffe. „Heuer ist es allerdings zum ersten Mal so, dass die Zahl der erzwungenen Ausreisen höher ist als die der freiwilligen“, so Fackler. 

Der IOM, die selbst Rückkehrhilfe anbietet, sei es „immer ein Anliegen gewesen, den Bereich der Rückkehr ganzheitlich zu sehen“. Durch Re-Integrationsprojekte wie „RESTART“ versucht IOM daher, freiwillig Rückkehrenden auch eine Perspektive im Herkunftsland zu ermöglichen. Die Projekte umfassen etwa eine kleine finanzielle Unterstützung und Sachleistungen, die einkommensgenerierend sind und so längerfristig Einkommen sichern können, z.B. für die Anschaffung von Vieh oder einem ersten Warenkorb für einen kleinen Laden.

„Es wäre schön, wenn wir in zwei Jahren unter anderem sagen könnten: 2015 ist passiert. Die Vorteile sind sichtbar, die Nachteile marginal“, so die Schlussworte von Thomas Trattner. Christian Fackler wünschte sich „eine Entspannung der öffentlichen Diskussion zum Thema Flucht.“ Entspannt endete jedenfalls der Nachmittag: nach intensiven Gesprächen an runden Tischen konnten sich die BesucherInnen bei afghanischer Musik am Buffet weiter „zusammenreden“.

 

Die nächste Veranstaltung findet zum Thema „Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft“ am 10.10.2017 in Korneuburg statt. Nähre Informationen finden Sie hier

 

„ZusammenReden“ ist ein Projekt der Caritas Wien. Es wird vom Land NÖ gefördert und in Kooperation mit den teilnehmenden Gemeinden durchgeführt.