Moria: Caritas appelliert an EU-Mitgliedstaaten und Österreich

Nachdem in der Nacht auf Mittwoch das Flüchtlingslager Moria in der griechischen Ägäis fast vollständig niedergebrannt ist, das überfüllte Lager evakuiert werden musste, appelliert Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien, an die EU-Mitgliedstaaten und damit auch an Österreich, Lehren aus dieser Katastrophe zu ziehen und nun rasch zu helfen. "Auch wenn noch unklar ist, durch wen dieser folgenschwere Brand gelegt worden ist, feststeht: Europa hat diese Katastrophe seit vielen Monaten sehenden Auges in Kauf genommen. Die Zustände in vielen griechischen Flüchtlingslagern sind seit langem dramatisch, die hygienischen Zustände katastrophal. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu medizinischer Versorgung ist nicht gewährleistet. Die Corona-Krise hat die Lage weiter verschärft. Viele Menschen sind verzweifelt. Moria wurde zum Sinnbild eines beschämenden Umgangs Europas mit schutzsuchenden Menschen. Umso wichtiger ist es, jetzt zu helfen. Sonst liegt nicht nur dieses Lager, sondern bald auch das Asylrecht und die Genfer Flüchtlingskonvention in Schutt und Asche. Wir dürfen nicht nur Grenzen, wir müssen auch Menschen schützen."

Bürgermeister fast aller Couleurs haben Unterstützung signalisiert

Auch Österreich sollte hier einen stärkeren Beitrag leisten als bisher. "Es war richtig, Griechenland mit mehr finanziellen Mitteln zu unterstützen. Es war auch wichtig, dass Österreich Container zur Unterbringung geflüchteter Menschen bereitgestellt hat. Doch Österreich sollte auch dann Nachbarschaftshilfe leisten, wenn es jetzt darum geht, Familien mit Kindern und alte und pflegebedürftige Menschen, die in völlig überfüllten Lagern auf den Inseln und am griechischen Festland dahinvegetieren müssen, in vertretbarer Zahl nach Österreich zu holen. Länder wie die Schweiz, Portugal, Großbritannien, Deutschland oder Belgien gehen diesen Weg. Wir appellieren an die österreichische Bundesregierung, diesem Beispiel zu folgen und unseren griechischen Nachbarn solidarisch zur Seite zu stehen. Die völlig überfüllten Lager auf den Inseln müssen evakuiert werden." Derzeit leben auf den Ägäis-Inseln noch immer tausende Schutzsuchende, ein Drittel davon Kinder. Schwertner verweist auch auf die unterschiedlichen Städte und Gemeinden in ganz Österreich, die zuletzt Unterstützung signalisiert hatten, Menschen bei sich aufzunehmen. "Nicht nur Wien, auch Gemeinden wie Lustenau (ÖVP), Sautens in Tirol (ÖVP) oder Neumarkt in Oberösterreich (ÖVP) und Trumau in Niederösterreich oder Bad Ischl (beide SPÖ) haben in der jüngeren Vergangenheit Bereitschaft signalisiert, Familien und Kinder bei sich aufzunehmen. Und selbst die türkis-blaue Bundesregierung hatte sich in ihrem Regierungsprogramm noch zur direkten Aufnahme von geflüchteten Menschen bekannt und zugesagt, Betroffene direkt aus den Krisenregionen nach Österreich zu holen. Wir hoffen und appellieren, dass genau das jetzt auch geschieht."

Caritas in Griechenland im Einsatz

Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen ist die Caritas seit langem in Griechenland im Einsatz. Zuletzt wurden mehr als 20.000 Hilfspakete mit Hygieneartikeln, Babynahrung, Decken, Schlafsäcken und anderen Hilfsgütern ausgegeben. Auf der Flüchtlingsinsel Chios wurde ein Krankenwagen mit Spenden aus Österreich in Betrieb genommen und 100.000 Euro wurden zur Verfügung gestellt, um die Wasser-, Sanitär-, und Hygienebedingungen im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Samos zu verbessern. Und auch am griechischen Festland leistet die Caritas Hilfe. "Wir benötigen dringend Spenden, um diese Hilfe kurz-, mittel- und langfristig sicherstellen zu können. Jede Hilfe zählt!", so Schwertner und abschließend: "Nicht jeder, der Asyl beantragt, kann auch Asyl erhalten. Aber jede und jeder hat das Recht auf ein geordnetes Asylverfahren und auf einen Umgang, der im Einklang mit den Menschenrechten steht."

Die Caritas bittet um Spenden für Menschen auf der Flucht

Caritas Spendenkonto:
BAWAG P.S.K.BIC: BAWAATWW
IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004
Kennwort: Flüchtlingshilfe Griechenland