Bei einem Pressetermin forderten Menschen mit Behinderung gemeinsam mit Michael Landau mehr inklusive Schulen, die Schaffung eines inklusiven Arbeitsmarktes und leistbare Freizeitgestaltung.
Sie haben es sich alles andere als einfach gemacht: Fünf InteressenvertreterInnen aus verschiedenen Tagesstätten und Wohngruppen der Caritas für Menschen mit Behinderung in Wien und Niederösterreich haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv darüber Gedanken gemacht, welche Veränderungen, Reformen und welche Wünsche sie gegenüber Politik und Gesellschaft formulieren wollen. Gemeinsam mit Caritas Präsident Michael Landau wurden diese Forderungen heute, Mittwoch, in Wien präsentiert. Landau: „Als Caritas ist uns dieser gemeinsame Termin sehr wichtig. Wir wollen heute nicht über Menschen mit Behinderung sprechen, sondern mit ihnen gemeinsam Reformen im Behindertenbereich einfordern. Denn genau das meint Inklusion: Etwaige Barrieren abzubauen. Und zwar gemeinsam und auf Augenhöhe.“ Robert Kapolnai, Interessenvertreter aus der Caritas Tagesstätte Lanzendorf (NÖ): „Es geht uns um die Bereiche Arbeit, Freizeit und um den Umgang mit Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft insgesamt. In all diesen Bereichen sollten sich Dinge verändern. Nicht alles ist schlecht, aber manches könnte man besser machen“, sagte Kapolnai vor VertreterInnen der Medien. Das Ziel aller am Podium vertretenen Personen brachte Iris Grasel auf den Punkt: „Wir wollen eine inklusive Gesellschaft. Und Inklusion heißt, eingebunden zu sein – ganz egal, ob man ein Handicap hat oder nicht, oder ganz egal, welche Hautfarbe man hat.“
Forderung nach inklusivem Arbeitsmarkt
Für alle TeilnehmerInnen ein zentrales Anliegen war die Forderung eines inklusiven Arbeitsmarktes. Interessenvertreter Daniel Scharschon: „Firmen sollen mehr Menschen mit Behinderung anstellen.“ Michael Landau ergänzend: „Der Übergang zwischen den Werkstätten und einer Arbeit in Unternehmen sollte flexibler gestaltet werden. Wir benötigen den Aufbau eines inklusiven Arbeitsmarktes für Menschen mit Behinderung. Zeitlich flexibler, niederschwelliger und mitunter auch betreut. Es geht etwa um stundenweise Erwerbsarbeitsmöglichkeiten in Wirtschaftsbetrieben.“
Eigener Schwerpunkt beim AMS
Die Caritas schließt sich auch der Forderung des neuen Behindertenanwalts Hansjörg Hofer an. Hofer forderte zuletzt einen eigenen Schwerpunkt beim AMS für Menschen mit Behinderung. Landau: „Ein eigener Schwerpunkt beim AMS für Menschen mit Behinderung wäre absolut wünschenswert – und zwar ähnlich wie es schon Schwerpunkte für junge und ältere Menschen oder für Menschen mit Migrationshintergrund gibt.“
Finanzielle Unterstützung bei Begleit-Personen
Interessenvertreterin Iris Grasel forderte bei dem Termin auch mehr gemeinsame Freizeit-Aktivitäten von Menschen mit und ohne Behinderung. Grasel: „Das beginnt in der Schule und geht über gemeinsame Ausflüge und gemeinsame Veranstaltungsbesuche.“ Als besonders schwierig erweist sich die Tatsache, dass Menschen mit Behinderung oft doppelten Eintritt zu kulturellen oder sportlichen Veranstaltungen zu zahlen haben. Grasel: „Viele Angebote kosten viel Geld. Und viele Menschen mit Behinderung benötigen eine Begleit-Person. Sie müssen dann zwei Karten bezahlen. Deshalb sollte es gute Ermäßigungen geben! Begleitpersonen sollten kostenfrei sein.“
UN-Behindertenkonvention im Bildungsbereich umsetzen!
Landau ergänzte abschließend einen aus Sicht der Caritas sehr wichtigen Punkt: „Österreich hat sich im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention 2008 dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2020 ein flächendeckendes inklusives Bildungssystem für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen zur Verfügung zu stellen. Ein solch wichtiges Bekenntnis bleibt aber wirkungslos, wenn man es nicht mit Leben erfüllt.“ Landau verwies hierbei auf die seit nunmehr zwei Jahren als inklusiv geführte Schule Am Himmel der Caritas. „Wir wollten hier den Beweis antreten: Eine Schule für alle Kinder ist möglich, und sie ist sinnvoll. Nach zwei Jahren können wir sagen: Das gelingt und diesen Weg wollen wir weitergehen. Denn Menschen, die gewohnt sind, von Kindheit an gemeinsam das Leben zu gestalten, werden sich ausgrenzenden Tendenzen vermehrt entgegenstellen. Wir sind überzeugt, dass jedes Kind mit Behinderung – auch wenn ein hoher Unterstützungsbedarf vorliegt – eine Regelschule besuchen können soll. Aber klar ist auch: Dazu braucht es genügend Ressourcen. Das Personal, die Mittel und Strukturen die für eine gute Förderung von Kindern mit hohem Unterstützungsbedarf notwendig sind, müssen dem Regelschulsystem zur Verfügung stehen und gesichert sein. Letztlich geht es um die optimale Förderung jedes einzelnen Kindes, damit kein Kind unter- oder überfordert wird.“