Menschen sitzen an einem Tisch

Brücken bauen: Persönliche Geschichten vom Ankommen in Österreich

Eine neue Sprache lernen, sich in einem ganz neuen und unbekannten System zurechtfinden und die Motivation, anderen Menschen zu helfen und Teil einer Gemeinschaft zu sein: Alireza, Ibrahim und Neelam sind seit vielen Jahren in Projekten der Caritas Stadtteilarbeit engagiert, unterstützen Menschen beim Ankommen in Österreich, geben Orientierung und bauen Brücken. Hier erzählen sie von ihren persönlichen Erfahrungen des Ankommens:

Wann bist du in Österreich angekommen, und wie war das Ankommen für dich?
Alireza: Ich bin seit ungefähr 21 Jahren in Österreich.

Ibrahim: Ich bin im Jahr 2015 nach Österreich gekommen – als Asylwerber. Die Anfangszeit war herausfordernd, denn alles war neu: Sprache, Regeln und Kultur. Bis ich im Jahr 2020 den Asylbescheid erhielt, war es eine lange und schwierige Zeit. Ich lebte in Bad Vöslau (Niederösterreich), bin aber regelmäßig nach Wien gefahren, um mich bei der Caritas freiwillig zu engagieren. Seitdem bin ich freiwillig bei verschiedenen Projekten tätig, unter anderem bei den Grätzeleltern (künftig Grätzel Peers) und bei Community Cooking.

Neelam: Ich bin zum ersten Mal im Jahr 2006 nach Österreich gekommen. Seit 2012 lebe ich dauerhaft hier. Ich bin damals als Studentin nach Wien gekommen, und da mein Studium auf Englisch war, fiel es mir leicht, mich in Österreich gut einzuleben.

Fühlst du dich gut angekommen in Österreich? 
Alireza: Am Anfang war es für mich sehr schwer, da ich aus meinem Land geflüchtet bin. Ich habe meine Heimat verlassen, und ich war auch zum ersten Mal so weit weg. Im ersten Jahr habe ich mir schwergetan, da ich die Sprache nicht verstanden habe und keine Verwandten in Österreich hatte. Leider hatte ich kein Geld und keine Arbeit. Aber jetzt bin ich glücklich, in Österreich zu sein. Denn ich habe eine Familie und Österreich ist wie mein eigenes Heimatland. Meine Kinder sind hier zu Welt gekommen.

Ibrahim: Ja, ich fühle mich heute gut angekommen. Durch meine freiwillige Arbeit und den Kontakt zu Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen ist Österreich für mich zu einer zweiten Heimat geworden. Mein Engagement bei der Caritas hat mir nicht nur geholfen, mich zu integrieren, sondern auch, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Trotz der schwierigen Anfangszeit und der neuen Sprache habe ich im freiwilligen Engagement einen Weg gefunden, mich weiterzubilden, Menschen kennenzulernen und Brücken zwischen Kulturen zu bauen.

Neelam: Ja, ich fühle mich in Österreich sehr wohl. Meine Ankunft hier war problemlos. Als ich das erste Mal nach Österreich kam, sprach ich kaum Deutsch, daher hatte ich anfangs einige Schwierigkeiten. Da ich jedoch gut Englisch sprach, war meine einzige wirkliche Herausforderung die deutsche Sprache. Abgesehen davon fühle ich mich hier sehr wohl.

Du begleitest als freiwillige*r Mitarbeiter*in Menschen, die erst seit Kurzem in Österreich leben: Warum ist eine Unterstützung beim Ankommen Deiner Meinung nach wichtig?

Alireza: Ich helfe Menschen gerne, denn in meinem Land (Afghanistan, Anm.) gibt es kein richtiges System. Die Menschen, die aus dem Ausland nach Österreich kommen, sollten wissen, wie das System hier in Österreich abläuft und keine Zeit verlieren, sondern sich sofort richtig orientieren können. Wenn das nicht möglich ist, kann es in der Zukunft dazu führen, dass sie krank werden und psychische oder andere Probleme bekommen.

Ibrahim: Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, in einem neuen Land ganz von vorne zu beginnen – mit einer neuen Sprache und einer anderen Kultur. Deshalb ist Unterstützung in dieser Zeit besonders wichtig: Sie gibt Sicherheit, Vertrauen und Hoffnung und hilft, sich schneller einzuleben

Neelam: Ich denke, wenn man in ein neues Land kommt, braucht man aus verschiedenen Gründen Unterstützung und Hilfe. In Österreich ist die erste Herausforderung die Sprache. Viele Leute sprechen weder Englisch noch Deutsch, was es für sie schwierig macht, an Informationen zu kommen. In Österreich gibt es viele Projekte, die ihnen helfen, aber die Leute wissen nichts davon. Daher brauchen die meisten Zuwanderer*innen am Anfang Unterstützung, um Informationen zu sammeln und herauszufinden, wie und wo sie Hilfe bekommen können.

Danke fürs Teilen eurer Erfahrungen !

Fotos:
Alireza: Gruppenfoto nach Abschluss der Grätzeleltern-Schulung (2021) © Ayham Yoss
Neelam bei einem Besuch von Projektpartner*innen von Interreg Central Europe (2023) © Claudia Neri
Ibrahim: Hat auch als FW beim Offenen Café 2022 unterstützt © Barbara Eibelhuber